Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3042]

3042
1805
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Starker Nebel. Früh schrieb ich, um 10 h zur Institutssitzung, dann schlenderte ich herum, suchte Compagnie. Therese speiste allein, ich bei Rottensteiner in Gesellschaft des Hauptmanns der Grenadiere Clément Audibert vom 32. Regiment. Im Burgtheater ist heute „La Muta“ und „Atalante und Hippomenes“, im Kärntnertor-Theater „Mathilde von Gießbach“; ich versprach mir heute ziemlich gute Theater. Vor 2 Tagen kamen hier zum Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Hz. von Talleyrand, Exz. Graf Stadion und FML Giulay mit Aufträgen von unserem Kaiser an. Auf dem Graben traf ich eine Horde von ein paar Hundert des bayrischen Landsturmes an. Sie waren mit Gewehren und Säbeln bewaffnet und in eigenen Kleidern. Sie zogen in die Leopoldstadt. Heute war Revue über französische und holländische Truppen, weswegen auch der Capitaine so spät zum Speisen kam. Er glaubt, dass zwischen heute und morgen in Mähren zwischen Franzosen und Russen eine mörderische Schlacht vorfallen werde. Die Franzosen haben heute 160 Fackeln und Holz requiriert. Die Fackeln brauchen sie zur Schlagung der Schiffbrücke bei Nussdorf. Alle Spitäler, selbst jenes der Juden, und alle Klöster sind voll gedrängt von Verwundeten, dass nirgends mehr Raum zu finden ist Ich plauderte bei Rottensteiner bis 6 h, dann nach Haus und in beide Theater. Im Kärntnertor-Theater war ich auf der Bühne, da erzählte Sonnleithner, Ehz. Carl sei in Ungarn und habe sich mit einer Kolonne Russen vereinigt. Die Bayern und Holländer sind schlechte, äußerst unzufriedene Soldaten. Um 11 h müssen alle Gast- und Kaffeehäuser geschlossen sein. Heute haben die Franzosen 24 Kanonen von schwerem Kaliber über die Donau, vermutlich nach Mähren geführt.
Band 05 (V.), Seite 103r
01.12.1805
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