Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3041]

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1805
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Neblig. Heute, so sagte mir Pfersmann, wird die italienische Oper und das Ballett abgedankt. Früh schrieb ich an den Grafen, Balassa und Preissler (?), dann ging ich ins Haus und Theaterkasse. Im Burgtheater ist heute das „2. Kapitel“ und „Palma“, im Kärntnertor-Theater „Korb“ und zum 1. Mal ein Divertissement von Taglioni, „Atalante und Hippomenes“, Musik von Gyrowetz. Vom Grafen bekam ich einen Brief, der mir schreibt, dass am Donnerstag 9000 Mann Franzosen vom Corps des Marschalls Davout nach Mittag unvermutet eingerückt, dass sie 4 Stunden vorher gar nichts träumten. Also bestätigte sich, dass Ungarn nicht neutral ist. Gestern erwarteten sie wieder 2000 Mann, die in Preßburg garnisonieren werden. Ich antwortete ihm auf der Stelle und schloss ihm auch einen Brief der Terzaga ein. Auch sagte mir Giáy, Junot, Napoleeons erster Adjutant, es sei von einem jungen Esterházy ein Brief an seine Mutter aufgefangen worden, worin er schreibt, er sei leicht verwundet und gefangen worden. Heute Nacht ist von Mähren her stark kanonieren gehört worden. Unsere Kaiserin ist in Dresden, der Kaiser soll noch in Olmütz und Minister Colloredo und Flügeladjutant Lamberti entlassen sein. Um Theresens Gage ging ich in die Theaterkasse und sah da das Zirkulare, welches jedes Mitglied wegen der monatlichen und 6wöchigen Entlassung von Ballett und der italienischen Oper lesen und unterschreiben musste. Es entstand ein Jammern und mächtiger Lärm, viele nehmen die Aufkündigung nicht an, unterschrieben auch nicht. Zu bedauern ist das arme Ballett-Corps, die meisten sind Bettler. Indessen zweifle ich, ob es dabei bleibt. Von der deutschen Oper sind Havermehl, Hansing und Tochter, Menner, 2 Eigensatz, Zimmermann, dann das ganze italienische Orchester entlassen. Ich war da, als Zimmermann seine Gage verlangte, Huber ihm sagte, er müsste eher seine Entlassung unterschreiben, und Zimmermann sagte, ohne seine Gage spiele er auch nicht im „Ludwig dem Springer“ an der Wien und so ging er auch gleich zum Braun. An der Wien ist die halbe Gesellschaft und der Chor abgedankt, in den Hoftheatern eine Legion Billeteurs. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich, gab dem Schmidt seinen Pass, war mit Treitschke in der Theaterkasse. Halfen durch einen österreichischen Gefangenen auf dem Graben, und gingen abends ins Kärntnertor-Theater. Das Divertissement machte samt der Musik kein Glück, die Handlung ist zu klein, der Solo zu viel.
Band 05 (V.), Seite 102v
30.11.1805
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