Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3035]

3035
1805
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Ein kalter Tag. Früh brachte mir Schmidt vom Grafen einen Brief samt Einschluss an Terzaga, den Therese hintrug. Heute sind um 8 h alle Bürgercorps beordert, en parade auf der Glacis zu erscheinen. Ich ging hinaus und las im Vorbeigehen im Burgtheater „Coriolan“, im Kärntnertor-Theater die „Temperamente“, italienisch und „Vologesus“. Die Bossi (?) tanzt heute mit ihren Schwestern das beliebte Terzett. Es war heiter, die Sonne erschien in ihrer alten Pracht. Mehrere 1000 Menschen sammelten sich auf der Glacis und sahen die im Karree aufgestellten Bürgercorps mit ihren schön uniformierten Musikbanden. Um 10 h erschien – weil Hulin unpässlich ist – der General Clarke, Generalgouverneur von Österreich, in voller Uniform, begleitet von 3 Adjutanten und 12 Bürgern des berittenen Corps, dessen Rittmeister der Kirchenvater Weiß, und dessen Adjustierung kriegerisch, galant und manches nach französischem Schnitt ist. Jetzt mögen es samt Rittmeister, Adjutanten und Trompetern 37 Köpfe sein. Clarkes Uniform war franzblau, der Kragen rot, reich mit Gold bestickt, der Hut war mit ausgezackten goldenen Borten besetzt und mit 3 roten und 1 weiß und blauen Reiherfedern geziert. Um den Leib hatte er eine breite goldene mit Rot eingetragene Schärpe, weiße Beinkleider, Stiefel und schwarze große Stulphandschuhe. Er ritt einen schönen Braunen. Er ritt die ganze Front auf und ab, zur Rechten ritt ihm der bürgerliche Obristwachtmeister Leeb und Oberkämmerer Schwinner, da hielt er still und ließ vor sich alle Corps defilieren. Das Ganze war eine schöne militärische Feierlichkeit. Ich kam mit Rösgen zusammen, plauderte und unterhielt den Weg in die Stadt. Später ging ich mit Therese und Goldmann zum Burgtor hinaus, sahen einen eben angekommenen Transport von Pferden und Wägen, mit einem Convoi von Soldaten. Beim Kärntnertor lenkten wir in die Stadt. Mittags allein, nach Mittag zu Haus und zum Cavriani, der von Preßburg kam. Um 5 h in den Redoutensaal zur 9. Produktion des Bauchredners Thiemet (?), der mich nicht sehr unterhielt, dann in beide Theater. Im Kärntnertor-Theater blieb ich. In der Loge waren Franzosen, worunter ein sehr artiger Dragoner. Therese war zu Hause und bei ihr Beck.
Band 05 (V.), Seite 101v
24.11.1805
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