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Trübe, mitunter etwas Schnee. Unserer lieben Mutter Namenstag. Ich erinnerte mich dankbarlich ihrer Güte. Den Vormittag zu Haus, um 12 h ging ich herum und sah das gestrige Bulletin deutsch und französisch an allen Ecken angeschlagen. Therese hatte Probe von „Palma“. Der kleine Neumann schrieb und speiste bei uns. Heute ist im Burgtheater „Zayre“, im Kärntnertor-Theater „Das war ich“ und „Tanzsucht“; die Loge gab ich in die Buchhandlung. Nach Mittag gingen Therese, Goldmann, Wilhelm und ich spazieren, um die Begebenheiten des Tages zu hören. Zu uns gesellten sich noch Scheiger und seine Frau und wir kamen trotz dem heftigen Wind bis über die 2. Taborbrücke. Am Ende der ersten stehen 2 Kanonen gegen die Stadt gerichtet, über der 2. links ein Artilleriepark. Zur Rechten in den Auen kampieren die Franzosen hinter Holz- und Strohwänden. Sie brennen ganze Bäume, bedienen sich des Brückenholzes, der Planken, Schindeldächer, hauen Bäume in der Au um und richten große Verwüstung an. Wir sahen eben eine Bettstatt und Tischlerladen verbrennen. Das Kaffeehaus ist verlassen, darin wohnen französische Offiziere. Zurück gingen wir durch den Prater und sahen nicht ein Stück Wildpret. Therese blieb mit der Goldmann zu Haus, ich ging in beide Theater, hielt mich bei den Kassen auf und war Zeuge französischer Brutalität. Die Parterre waren ziemlich besetzt. Abends erschien das 6. Extrablatt, vom Empfang des Napoleon in Brünn am 21. durch eine Deputation und den Bischof, vom Verfolgen der Russen gegen Olmütz, dann aus Italien vom 5. November vom Beschießen und Eindringen in Vicenza und Verfolgen der österreichischen Armee.
Band 05 (V.), Seite 101r
22.11.1805
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