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1805
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Trübe. Früh setzte ich meine Briefe fort. Heute sagt man bestimmt, die französische Kaiserin komme nach Wien und werde hier wohnen. Auch sei der Friede nicht mehr fern und werde hier geschlossen. An der Wien ist heute zum 1.Mal Beethovens große Oper „Fidelio oder die eheliche Liebe", in 3 Akten, frei aus dem Französischen von Jos[eph] Sonnleithner. Um 11 h ging ich ins Haus, führte mich bei den Einquartierten auf, plauderte mit ihnen lange, teils auf französisch, teils auf italienisch. Sie waren mit mir äußerst galant, ich mit ihnen und schaffte ihnen Ofner an. Mit Therese ging ich in die Kriegskanzlei und sahen die russischen und österreichischen Gefangenen. Erstere waren in einen Wagenschupfen geperrt und von Franzosen bewacht, denen durfte ich mich nicht nähern. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich wieder. Ein 4. Extrablatt ist heute wegen Besetzung Znaims und Schonung Brünns, weil unser Kaiser darin ist. Man liest es auch deutsch und französisch angeschlagen in Folio. Abends ging ich ins Theater an der Wien, Louis Beethovens Oper zu hören. Fand Compagnie, sprach Fritsch, der sicher glaubt, in 14 Tagen sei Friede, und noch sagte, dass auch der bayrische Gesandte Gravenreuth hier und mit Talleyrand ist. Zwei Briefe erhielt ich vom Grafen und er empfängt keine von mir. Die Oper hat hübsche, künstliche, schwere Musik, ein langweiliges, wenig interessantes Buch und machte kein Glück; auch war es leer.
Band 05 (V.), Seite 100v
20.11.1805
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