Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3022]

3022
1805
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Neblig. Heute wurden zum ersten Mal 12 und 24 x Münz-Zettel beim Magistrat mit der Unterschrift eines der Magistratsräte ausgegeben. Früh schrieb ich an Stessel eine lange Epistel und schloss ihm einen 12 x Münz-Zettel bei, später auch dem Grafen und Keglevich. Therese hatte Probe von „Palma“. Ich schlich mit Rohrweck herum, beim Theater sagte uns Brockmann, General Sabatier sei mit 3000 Franzosen schon in Hütteldorf, sonst streiften sie bei Lembach (?), Riederberg, Baden. Alle Straßen sind voll Volk, die Stimmung für den Monarchen ist sehr kalt. Pfersmann erzählte, gestern sei im Heiligen-Geist-Wirtshaus im Bürgerspital die Gesundheit der Franzosen getrunken, ihr Einzug gewunschen und gesagt worden, wenn sie nur immer blieben, sie wollten bei ihrer Ankunft illuminieren. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich, ging herum und suchte Compagnie, beschloss abends ins Kärntnertor-Theater zu gehen „Beide Figaro“ und „Apoll als Hirt“. Stets gehen durch die Stadt Transporte von Verwundeten, Montur, Mehl, Munition, anderen Soldaten etc. Papiergeschäftsmacher Offenheimer hörte vor 3 Tagen zu zahlen auf und wurde unsichtbar. Neupauer und Wertheimer schlossen ihre Comptoirs. Alle schwarz und gelb angestrichenen Schilderhäuser werden weiß und rot angestrichen, von allen öffentlichen Gebäuden, Tabaktrafiken etc., werden die Adler abgenommen. Vier Commissaires-Ordinateurs kamen in die Stadt, um Vorkehrungen für die Verpflegung der Truppen zu treffen. Vor den Linien, Hütteldorf, Lainz, Schönbrunn, Galitzinberg etc. sind schon die Franzosen. In den Vorstädten, Schottenfeld, Lerchenfeld etc ließen sich schon Chasseurs sehen, die ganz vom Volk umrungen (?) und freundschaftlich behandelt wurden. In der Stadt ist außer der Polizeiwache kein Militär. Die Theaterfeldwebel selbst nahmen von Hut und Säbel ihre Honneurs weg. Bei Braun war ein französischer Kommissar, der sich für den Prinzen Murat eine italienische Oper auf morgen bestellte.
Band 05 (V.), Seite 96v
11.11.1805
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