Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3021]

3021
1805
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Nebel. Am Vormittag arbeitete ich zu Haus und schrieb an den Grafen, dann ging ich in Compagnie von Umlauf zum Tabor hinaus auf den Spitz. Alle 3 Taborbrücken sind zum Verbrennen bestimmt, denn unter den Jochen stehen querüber Schiffe mit Brennholz zum Anzünden beladen. Von der Brücke steigt man auf Leitern hinab, selbe anzuzünden. Von Nussdorf bis zur Rasumofsky-Brücke sind in allen Schiffen Löcher durchgeschlagen und sie so versenkt. Der Schaden ist ungeheuer. Wir sahen Schiffe durchgeschlagen, von denen das Paar 7000 fl. kosten. Blessierte, Kranke, Rekrutentransporte von allerlei begegneten uns unaufhörlich. Nach 2 h kamen wir zurück. Umlauf war unser Gast. Goldmann brachte ihre Schwester mit in die Stadt und behaltet selbe herin. Therese ging mit Hitzinger Joseph und beiden Goldmann vom Schanzel an die Donau, um die durchlöcherten Schiffe zu sehen. Ich arbeitete und begab mich abends ins Kärntnertor-Theater „Wette“, „Organe des Gehirns“, war auch im Burgtheater „Matrose“, „Tanzsucht“. Baron Braun schickte seine Rede, die er am Freitag hielt, schriftlich herum als Zirkular, und wies mit schönen Worten die halbe monatliche Gage als morgen zu erheben an. Ich sagte Kuhn (?), er möchte mir dieses Zirkulare abschreiben; er brachte es und ich schrieb‘s selbst ab. Heute kam Fürst Zinzendorf vom Hauptquartier, die anderen Deputierten blieben, um den Verhandlungen näher zu sein. Der Landeskommissär und Regierungspräsident Rudolph Graf von Wrbna lud den ganzen Magistrat, die 56 Richter, den äußeren Rat und die Vorsteher aller Zünfte um 10 h auf’s Rathaus. Sie erschienen in großer Gala, schwarz, mit chapeau bas (?) und Haarbeutel. Wrbna trug vor, S. M., stets besorgt für das Wohl ihrer guten Wiener, beschlossen, keinen Schuss auf die Stadt machen zu lassen und schickten darum eine Deputation an den Feind, um mit selbem wegen Schonung Wiens zu unterhandeln; versehen sich aber von allen Einwohnern Wiens, dass sie alle Exzesse vermeiden, sich ruhig und freundschaftlich verhalten werden. Die französischen Kommandierenden, Prinz Murat und General Dupont, dessen Bagage wir bei Ulm erhielten, äußerten sich, wenn der Kaiser in 2 Tagen – Montag abends – den Frieden unterzeichnet, wollten sie sich Wien nicht nähern; würde aber der Friede bis dahin nicht unterschrieben, dann ziehen sie am Dienstag in Wien ein. Die Majestäten sind in Olmütz mit den Landstellen (?), werden keinen Frieden unterzeichnen und uns den Feinden überlassen. Der Magistrat und die Munizipalität präsentieren, die Polizei ist aufgehoben, Hofrat Ley hat alle Akten dem Magistrat übergeben. Selber scheint mit Energie handeln und für das Wohl der Stadt sorgen zu wollen. Sogleich wurde von der Sitzung weg der Magistratsrat Gottfried Charriere nach Ungarn geschickt, um die Kontrakte wegen gekauften Früchten und Vieh in Wirksamkeit zu setzen und selbe nach Wien liefern zu machen. Dann erschien eine Kundmachung, Balthasar Weber und Anton Leeb, Vize-Bürgermeister und Major des Bürgerregimentes, worin nebst den Bürgern auch die Aka[demiker ?], meisten Adeligen, Honoratioren und andere Individuen, die sich selbst equipieren können, aufgefordert werden, sich zur Erhaltung der inneren Ruhe und Ordnung auf den Trompetenruf auf den angezeigten Plätzen in der Stadt und Vorstädte zu versammeln, zugleich bei Arretierung verboten, dass das Volk auf diesen Trompetenruf herbeiströme. Arme Bürger, wenn sie erkranken, werden im Allgemeinen Krankenhause mit guter Pflege und Wartung versehen. Auf den Straßen sieht man nur Durchziehen von Militär, auf den Posten ist abends keines mehr. In den Theater hielten heute schon die Bürger Wache. Im Kärntnertor-Theater plauderte ich mit Fritsch, Giftschütz, Wokurka und so passierte der Abend in Compagnie interessant. Bei Therese war Polly.
Band 05 (V.), Seite 96r
10.11.1805
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