Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3020]

3020
1805
11
9
Neblig. Kundmachung Graf Rudolph Wrbna: Se. Majestät habe bei der Franzensbrücke ein Schiff angewiesen, wo jedermann bei der drohenden Gefahr Gold, Silber, Juwelen und Geschmeide bringen und gegen Schein einladen kann. Se. Majestät versichere es – elementarische Zufälle ausgenommen – und bürge für die Erhaltung. Vor 7 h zum Grafen, der mir heute einen schwarzseidenen Sack schenkte. Um 10 h fuhr er mit dem Louis wieder nach Preßburg. Ich war an der Wien, plauderte mit denen und hörte dass in der Nacht das Kanonenführen aus dem Stadtgraben noch immer fortwähre. Mittags war Eckhart unser Gast, nach Tische kam Ehlers. Ich arbeitete, später zu Weidmann, der mich zu sich bitten ließ. Abends ins Burgtheater „Das zweite Kapitel“, dann „Wandernde Komödianten“, von da ins Kärntnertor-Theater „Die Hagestolze“. Weidmann wollte sein Silber etc. auf’s Schiff vom Kaiser geben und schickte seine Frau und Frankstein zum Schiff hinaus, wo sie niemand fanden, der etwas hintrüge. Schnell wurde heute der Markt aufgehoben, die Hütten abgebrochen, da noch Waren darinnen waren; da er nur eine Woche dauerte, welch ein Schade für die Marktleute ! Nach 5 h fuhren vom Landhaus weg in mehreren Wägen die Deputierten zum Feinde, um mit ihm wegen Wien eine Konvention zu treffen. Also ist die Sage vom Donnerstag ganz falsch. Unter diesen waren Bürgermeister Stephan Wohlleben, Oberkämmerer Schwinner (?), Fürst Zinzendorf, der Prälat von Seitenstetten Ambrosius, Graf Veterani, Baron Käs (?), Magistratsrat Franz Pöltinger, Staatssekretär (?) Kost (?), der die Feder führt und ein ständischer Aktuar. Heute erschien eine Kundmachung von Rudolph Graf von Wrbna unterzeichnet, dass alle die öffentliche Gewalt ausübenden Beamten weiß und rote Schärpen über die linke Schulter tragen, dass sich die Oberbeamten mit silbernen Quasten unterscheiden, dass jene, die sich widersetzen, mit Kerkerstrafen von 1 bis 20 Jahren gestraft würden.
Band 05 (V.), Seite 95v
09.11.1805
Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b