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1805
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Heiter. Früh schrieb ich dem Keglevich, Grafen und Florian (?) Dann ging ich ins Haus, ließ packen und expedierte Leute, Pferde und Wägen. Bei Hof sind heute die Bagagewägen und alle Pferde abgegangen. Der Kaiser ist nach Preßburg, die Flucht wächst mit jeder Stunde. Ferdinand Freiherr von Geramb errichtet ein Freicorps, welches den Namen führt „Freicorps der Österreichischen Kaiserin“. Auf der Regelbogen-großen Nachricht führt er an: „Der Feind Europas bedroht die Grenzen unseres Vaterlandes“. Er führt es selbst an, obwohl er Gatte und Vater von 6 unmündigen Kindern ist, aber er wäre eher Untertan und Patriot als Gatte und Vater. Beiträge nimmt die Stiftungskasse und einschreiben lässt man sich beim Richter in der Alser Vorstadt. Kundmachung vom Magistrat, dass binnen 24 Stunden alle Ställe und Pferde beschrieben werden sollen. Alle Stunden liest man neue Kundmachungen. Das 2. Extrablatt dieses Krieges von dem Gefechte an der Etsch am 29., 30. und 31 Oktober von Ehz. Carl und Masséna beruhigt niemand, man befürchtet vielmehr, Carl werde abgeschnitten; da fürchtet man schon, die Feinde könnten am Sonntag in Wien sein. Therese hatte Probe von „Palma“; Der Mangel an Kupfergeld nimmt immer zu. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, ich schrieb an Stessel alles, was vorging und geschieht. Abends im Kärntnertor-Theater „Gefangenschaft aus Liebe“; die Direktion muss denken, das Publikum mit lustigen Stücken aufzuheitern. Sie wird kaum eine Spur vom Endzweck erreichen. Vor den Linien bei der Spinnerin am Kreuz werden Schanzen aufgeworfen. Gestern brachten Tiroler Schützen von Trient Banco-Zettel Verfälschen (?) in mehreren Wägen. Nach Mittag verbreitete sich die Kunde, Regierungspräsident Graf Rudolph Wrbna sei zu Bonaparte gereiset, um Convention oder so etwas einzuleiten, und Prinz Württemberg sei mit ihm. Nach Mittag waren Neumann und Ehlers, Goldmann und Pauline bei uns, wir schäkerten und waren munter. Abends war Therese mit Goldmann bei Rivolla. Die Stadttore werden zum Sperren, die Brücken zum Aufziehen eingerichtet. Wohin der Kaiser von Russland ist, weiß niemand, das russische Ballett wird wohl vor der Geburt erstickt werden. Im Kärntnertor-Theater war es außerordentlich leer, ich plauderte auf dem Theater mit Roose, Koch, Koberwein, Korn, Korntheuer, alle sind mit Bangigkeit erfüllt und harren der Ankunft der Franzosen.
Band 05 (V.), Seite 95r
07.11.1805
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