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1805
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Heiter. Kundmachung von Rudolph, Graf von Wrbna, Landeskommissär, dass sich aus unnützer Furcht das Volk mit Viktualien so sehr versehe, dass Mangel entsteht, dass gewinnsüchtige Spekulanten mit Kupfermünzen Wucher treiben, dass derlei Verfahren streng gestraft wird etc. Heute wird Kupfermünze beim Magistrat und in den Vorstädten bei den Richtern ausgegeben, das Gedränge ist außerordentlich. Arnfeld übergab mir seine 2 Silberkästen, um selbe nach Ungarn zu schicken; dieser Menschen Furcht kennt keine Grenzen. In der Theaterkasse hörte ich, ein Streifcorps der Franzosen soll bei Enns sein. Bei Linz sind die Brücken abgeschlossen (?) Die Flucht wächst von Stunde zu Stunde. In der Burg wird ein Bagagewagen nach dem anderen, und so auch in der Winterreitschule geladen. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, fuhr mit Therese in die Leopoldstadt spazieren. Heute weiß wieder niemand, wann der russische Kaiser kommt. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Geständnis“ und „Organe des Gehirns“. Mayer von Hetzendorf war mir seiner Frau bei uns. Sie ziehen in ihr Haus in die Stadt. Die Benkó will auch abreisen. Bubna soll als Kurier gekommen sein, wir sollen in Italien Vorteile erhalten haben, indessen nähern sich uns die Feinde immer und täglich mehr in Österreich. Nach Mittag kam Oeppinger mit der Hiobspost, die Russen hätten sich schon bis St. Pölten zurückgezogen, Wien wäre in großer Gefahr, von streifenden Chasseurs überrumpelt zu werden, ich möchte auf des Arnfeld Verantwortung packen lassen und alle Pferde wegschicken. Ging zur Polizei wegen Pass, erhielt ihn aber durch Cavriani von der Stadthauptmannschaft, wo ich selbst bei der Regierung war. Auf dem Josephsplatz standen über 100 Pferde vom Fuhrwesen, um die Bagagewägen zu spannen, die in der Winterreitschule stehen. Darauf ist Gold in Fässern, der Schatz, Münz- und Naturalienkabinett, Silber, Wäsche etc. geladen. Es waren viele Menschen versammelt, welche das Fortführen von allen beweglichen Sachen sehr übel nahmen. Zur Begleitung ist das Militär, welches gewöhnlich die Burgwache hält.
Band 05 (V.), Seite 94v
06.11.1805
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