Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [3012]

3012
1805
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Heiter, aber gefroren. Ich befinde mich ein wenig besser. Am Vormittag arbeitete ich, nach 12 h in der Nähe der Stephanskirche, fand Compagnie. Stessel holte mich zum Speisen ab, wir aßen im Hotel garni, plauderten vom Krieg, von der Wohltätigkeit, dass die Feinde hierherkommen. Therese speiste mit Mayer und Goldmann, nach Mittag fuhr sie mit Goldmann in den Prater. Abends sang sie im Burgtheater in „Wandernde Komödianten“. Ich schrieb an den Grafen. Neues weiß ich nichts. Eine schauerliche Stille verkündet sicher bald die Wirkung einer großen Begebenheit. Außer Purkersdorf am Riederberg wird ein starker Verhau und Schanzen auf 80 Bataillone aufgeworfen. Dahin sollen unsere Reserven, Rekruten und die letzte Kolonne von 42 (?) Russen kommen, also alles und abermals alles. Wie bestürzt, bleich, mit gesenktem Kopf, die Menschen herumschleichen, wie sie partieenweis zu 3 oder vier zusammenstehen, um zu fragen, forschen, sich zu beraten, wie an Seiten gezankt wird, muss man nur sehen, um sich einen Begriff von der Bestürzung und Verwirrung Wiens zu machen. Therese fuhr nach Tisch mit der Goldmann in den Prater und machte dann Toilette. Ich war mit Seppel (?) im Burgtheater, im Parterre noble, plauderte mit der Gräfin Christalnig. Nach der Oper ins Kärntnertor-Theater „Lorbeerkranz“, fand Compagnie, plauderte mit Till, der eine Kompanie bei Auersperg erhielt. Mayer war im Burgtheater und schlief bei uns.
Band 05 (V.), Seite 94r
01.11.1805
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