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Den ganzen Tag Regen. Austretung der Wien und Überschwemmung der Vorstädte und des Theaters. Hasenhut und die Roose konnten nicht nach Eisenstadt fahren, erstens weil Hasenhut in der „Frau aus Krems“ spielen muss und zweitens, weil wegen Überschwemmung bei Achau und Laxenburg niemand passieren kann. Große Konfusion. Roose wartete eine Stunde beim Theater und er war nirgends zu finden. Endlich kam er um ¼ 9 h zu mir, die Roose auch. Sie blieben da und wollen morgen reisen. Die Nanett der Fürstin ist auch da und kann nicht fort. Ich meldete dies im Hause. Giáy und ich verabredeten uns zum Theater an der Wien zu fahren und nahmen Therese mit, weil die es so sehr wünschte. Wir sahen das Theater und von da angefangen alle Häuser diesseits und jenseits der Wien im Wasser. Am Steg waren viele 100 Läden, Fässer und ganze Torstücke gehäuft, das Wasser warf ihre Wellen über den Steg, die Verwüstung ist schrecklich. In einigen Häusern fließt das Wasser zum Fenster ein und aus. Hasenhut retirierte sich zu mir und kleidete sich da um. Um 11 h fiel das Wasser, Braun ritt hinaus, befahl auszuschöpfen und heute müsste in jedem Fall gespielt werden. Ich war bei Keglevich und fuhr mit ihm zum Leopoldstädter Theater, um da zu sehen, wie es aussieht, und zugleich die Loge zum „Telemach“ zu nehmen. In der Roßau und beim Schanzl ist die Donau ausgetreten. Mittags allein. Um 4 h kam Giáy mit seiner Frau, um uns abzuholen und wieder an die Wien zu fahren. Das Wasser ist um einen Klafter gefallen, alle Häuser sind von demselben befreit, im Theater schöpft man eben aus Schlikaneders Küche das Wasser aus. Sonst arbeitete ich zu Hause. Um 5 h ging ich zum Grafen, um ihn von der Reise zu erwarten. Abends ins Kärntnertor-Theater, zum 1. Mal neue Oper in 1 Akt von Nasolini „I temperamenti contrari“, worin die Bolla singt und der Tenorist Sommariva (?) zum 1. Mal auftritt; nachher Terzett von Gioja mit DeCaro. Im Burgtheater „Geschwind, ehe es jemand erfährt“. Ich war im Kärntnertor-Theater im Parterre in Compagnie, plauderte mit Neumann, Michel, Levi. Sommariva ist ein himmelhoher, feister Mensch, der hohle Stimme, viel Gurgellage (?) und wenig Angenehmes hat. Er wurde nach Italiener Sitte wütend applaudiert und vorgerufen.
Band 05 (V.), Seite 89v
27.09.1805
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