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1805
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In Wien. Abwechselnd Regen, böses Wetter. Heute erschoss sich Jakob Osterrieder, Requisitendiener im Burgtheater, 50 Jahre alt, im Gang des 1. Stocks, wo man zur Garderobe kommt. Therese ist besser. Früh zum Grafen, zur Theaterkasse zahlen, da hörte ich von dem Selbstmorde. Bauer und Mohr (?) führten mich in den Gang, ich nahm ein Licht und sah das empörende Spektakel. Es waren eben Polizeikommissär Müller, Chirurg Heckel (?) und mehrere andere da. Das Hirn lag ganz zerstreut in Haufen, der Kopf vollends gespalten, so zugerichtet lag er in offener Weste, ohne Rock. Sein Rock, Hut, lag auf seinem Schreibpult. Es erschütterte so ein Anblick, seine Augen lagen heraus, sein Gesicht war aufgedunsen. Bix (?) trug eben eine lange Pistole weg, durch die er sich mit der rechten Hand mordete. Er war ganz unkenntlich. Mayer arbeitete auf dem Theater, hörte um 9 h den Schuss, ohne etwas zu ahnen. Der Bed[iente ?] Cofler (?) traf den Unglücklichen, als er in sein Kämmerchen um seinen Geldbeutel ging. Braun, Pfersmann, Brockmann, Ziegler alle waren da von da ging ich zu Nitschner und nach Haus. Mit Nany aß ich, Therese lag im Bett. Nina und der Bediente der italienischen Oper kamen, um sich nach Theresens Befinden zu erkundigen, Brizzi kam und besuchte uns. Abends ins Kärntnertor-Theater „Jäger“, Mad. Franziska Koberwein als Oberförsterin. Die Koberwein ist eine alte Frau, die sich selbst überlebte. Sie ist wenig verständlich und konnte nicht gefallen, obwohl sie, wie ich hörte, vorgerufen wurde. Nach dem 2. Akt ins Burgtheater „Apollo als Hirt“, heute sehe ich die Corallischen zum 1. Mal tanzen. Abends war Therese besser. Wallaschek machte uns einen Besuch und erzählte, Jakob wäre gestern bei Braun gewesen, habe ihm sein Elend vorgestellt und um Zulage gebeten, aber keine erhalten; dies erzählte auch Brizzi. Welche Flüche mögen er und Pfersmann auf dem Nacken haben ! Im Kärntnertor-Theater traf ich Compagnie, plauderte mit Rivolla, Traff[ieri ?], Rohrweck etc. Ich befinde mich nicht wohl, habe immer Kopfschmerzen und abwechselnd Hitze und Kälte.
Band 05 (V.), Seite 84v
24.08.1805
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