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In Baden. Fahrt nach Heiligenkreuz in Compagnie von Christelchen und Jettchen Eigensatz und des Mautners Wittmann. Nany blieb zu Haus. Vor 9 h fuhren wir mit Hirnschalls Equipage weg. Starker Nebel, es heiterte sich aus und unsere Fahrt war angenehm. Um 11 h waren wir da, unser erster Gang war in die Kirche; sie ist vor 670 Jahren gebaut, hat schöne farbige Fenster, und von diesem Prälaten Reiter, welcher 72 Jahre alt, kränklich und dem Tode nahe ist, eine prächtige, große Orgel erhalten. Dann zeigte uns ein Geistlicher die Sakristei, den großen Kreuzpartikel, schöne Monstranzen und Kelche, führte uns in den Kreuzgang, Kapitelhaus, in das Kunst- und Natur-Kabinett, wo nebst einer Sammlung verschiedener Hölzer, Marmore, einer Mumie und ein Drechsler-Kunststück, in welchem Kaiser Franz und Theresia zu sehen sind, dann ein paar römische und türkische Gefässe Erwähnung verdienen. Wir sahen uns noch in der Prälatur und der Kirche um, aßen im Garten des Wirts. Während dem Essen überraschte uns ein heftiges Donnerwetter, mit anhaltenden Regengüssen und Kälte begleitet, dass wir uns schnell ins Salettl und später ins Wirtshaus retirieren mussten. Als der Regen nachließ, gingen wir zur Vesper in die Kirche, bestiegen den schönen Kalvarienberg, der einem englischen Garten ähnlich ist, und fuhren den schlechten Weg, zweimal durch den Bach, um 5 h nach Haus. Therese ging nicht mehr aus, ich ins Theater „Postknechte", Lustspiel in 5 Akten, langweilig. Ich plauderte mit Nitschner, sah Schmirer Jeanette mit Mutter und Anhang, Flad in eifriger Compagnie, sprach also nichts, ging mit ersterer bis zum Hirschen, dann nach Haus. Um 9 h lag ich schon.
Band 05 (V.), Seite 84r
20.08.1805
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