Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2915]

2915
1805
7
27
In Brünn. Ein schöner Tag. Weidmanns vierte Gastrolle als alter Figaro in den „Beiden Figaros". Wir schliefen heute lang. Bis 10 h war ich zu Haus, dann zum Advokaten Trost und zu Krieghammer, um mich zu beurlauben. Ich wählte den Vormittag, um freundlich empfangen zu werden, weil ich vermutete, Ottenfeld sei nicht da. Bei Krieghammer fand ich die Kathi, die mir ihr Schicksal vorweinte. Die Frau sott Ribiselwein ein und ich bekam sie nur ein paar Augenblicke zu sehen. Nach Tische zu Moreau, um wegen Gelegenheit zu sehen und zur Delalena. Nach Mittag probierte ich mit Weidmann den Figaro. Die Zobor (?), ein artiges Mädchen, begleitete ich nach Hause. Die Delalena gab mir einen beleidigenden Brief von Mayer und ihre Antwort zu lesen. Er bestätigte auf’s Neue die Warnung seiner Freunde, dass nur allein die Weiber schuld sind, wenn je seine Direktion nicht aufkommen sollte. Vor Anfang des Stücks unterhielt ich mich in der Garderobe, dann in beiden Parterres. Das Stück ging rasch weg, eine schöne Garderobe, passende Dekoration. Das grüne Tuch versetzte die Zuschauer in eine Residenz. Moreau spielte den jungen Figaro recht brav, hielt beim Annonçieren eine empfehlende, für Weidmann schmeichelnde Rede, die ihm gelang und gut aufgenommen wurde. Weidmann spielte con amore und hielt beim Hervorrufen eine zu seinem Charakter passend Rede von Moreau. Nach dem Souper zeigte uns die Mayer ihre und der Sanenz Garderobe, die wirklich groß und sehr glänzend ist. Die Einnahme war heute 90 fl. Die Monatsgagen sind 432 fl., die Wohnungsgelder 360 fl.
Band 05 (V.), Seite 80r
27.07.1805
Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b