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1805
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Ein schöner Tag. Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs wurde ein Drohungs-Patent an allen Ecken angeschlagen. Auf dem Mehlmarkt steht ein Zug Kavallerie von Albert-Kürassieren und eine Kompagnie Infanterie von Salzburg. Alles Glacis ist voll Militär; in Simmering ist das Lager aufgelassen und in die Stadt gerückt. In allen Vorstädten ist Militär einquartiert. Kriegerische Anstalten, die meisten Hauptpassagen sind gesperrt. Über die Donaubrücken beim Neuen Tor darf niemand passieren. Horden Arrestanten werden eingebracht. Ich sah auch einzelne (?) mit 6 Mann Grenadieren und 3 Mann Kavallerie einführen. Der Befehl ist, dass um 9 h in den Vorstädten alle Häuser geschlossen und alle Gasthäuser leer sein sollen. Außer einigen Kleinigkeiten im Schottenfelde und Leopoldstadt, Neugasse ist heute alles ruhig. Ich schlich in den Plätzen herum und war bei Polly, und anstatt Therese bei der Regierung wegen der Klassensteuer. Mittags war die Rottruff und zum ersten Mal die Menner unser Gast, sie blieben am Nachmittag. Ich ging mit dem Weidmann Franzl auf die Hauptmaut, zum Löwen wegen Fuhr nach Brünn, bestimmten aber, den Leitgeb für 50 fl. zu nehmen, mit dem wir bequemer fahren. Therese sang im Burgtheater „Capricciosa“, ich fuhr mit Weidmann ins Theater an der Wien. Er spielt in „Kobold“, Lustspiel in 4 Akten zum 1. Mal den Bedienten Johann. Sehr leer und elende Produktion, Zimmermann als Wagner wusste nicht ein Wort und beschmutzte sich von Dreck die Beinkleider. Er wurde vorgerufen, hielt eine Rede, teils in Prosa, teils in Knitteln und schloss: „Habt Nachsicht und Geduld mit mir altem Kreister, der auch schon 30 Jahre dient, Josephus Weidmann heiiißt er“. Ich fand Compagnie im 2. Stock, schwätzte mit Willmann, Clementi, Braunfels (?) und so passierte der Abend.
Band 05 (V.), Seite 77r
09.07.1805
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