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1805
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Abwechselnd Regen. Früh zum Grafen, zur Polly. Mit Graf Louis ging ich wegen Geigen herum. Mittags mit Therese allein. Rottruff war am Vormittag da und kam nach Tische wieder. Sie klagte und jammerte wegen Untreue des Mannes, dass sie sich von ihm trennen will. Es ist so unangenehm, dass solche Weiber immer zu der ohnehin zückenden (?) Therese kommen. Goldmann, Weidmann Franzl kamen, später die Gulyás Therese. Wir gingen zusammen spazieren, dann auf die Wieden zu dem gestürmten Bäcken. Vorher jausneten wir im Weichselwein-Gärtl, tranken Weichselwein, aßen Käse, Salami, Kipfeln. Der Pfauen-Bäcker verkauft schon wieder Brot, ist aber von Polizei bewacht. Auf der Straße steht noch immer Polizei, Kavallerie und Grenadiere. Viele sind verwundet. Im Hereingehen erzählte man, dass es zu Mariahilf, Kothgasse, Neubau sehr tumultuarisch sei. Weidmann Franzl und ich separierten uns von den Damen, gingen in die Kothgasse, da kam eben ein Schwarm herab. Burschen trugen ganze Binkel Brot, andere wieder mehre Laibe unter dem Arm, andere hatten Prügel, Bettstaffeln, einen Buschen Banco-Zettel etc. Kaum waren wir da, fingen die Grenadiere scharf zu feuern an. Zu Mariahilf waren Latour, Kriegspräsident, Dietrichstein und Ehz. Johann, alle vergebens, ersterer wurde ausgelacht. Ein Zug solcher Schufte kamen, auf einer Bäckerstange mit einem Fetzen Leintuch als Fahne, ein anderer mit einer alten Trommel, und rückten so wie wütend mit einem Steinregen gegen das Militär an. Die Kavallerie haute ein und hieben dem Fahnenträger den Kopf entzwei, dem Tambour spaltete ein anderer die Achsel und ein Grenadier stiess ihm das Bajonett in den Leib. Eine Kompanie Grenadiere schloss über zwei Aufrührern ein Karree, musste sich aber mit selben in das Kadettenstift retirieren. Sie schlossen die Tore, der Janhagel warf Steine und dachte die Tore zu sprengen. Ein Schuft davon entkam doch. Nun feuerten die Grenadiere aus allen Fenstern auf das Volk herab. Es fielen und wurden mehr als hundert beschädigt und getötet. Der Platzmajor wurde tödlich verwundet und wird schwerlich die heutige Nacht ausleben. Ebenso war es auf dem Platzl, Neubau, Schottenfeld, Währing, Ottakring. Überall verwüsteten sie und zerstörten die Wohnungen der Bäcken, brachen sogar die Stubenläden, zerschmetterten die Einrichtung, warfen das Geld auf die Straße, zerrissen die Banco-Zettel und trieben scheusslichen Unfug. Dies währte die ganze Nacht. Die ganze Garnison musste ausrücken und blieb unter den Waffen. Abends bleibt mir nichts übrig, als im Burgtheater „Mädchentreue“ zu sehen. Bis 9 h ging ich in Compagnie herum, dann gleich nach Haus.
Band 05 (V.), Seite 76v
08.07.1805
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