Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2895]

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Den ganzen Tag abwechselnd Regen, fatales Wetter; der arme Stuwer ! Zum 4. Mal wurde heute sein Feuerwerk vereitelt, der Mann wird zum Bettler. Am Vormittag zum Grafen, dann zur Sitzung, die heute ohne Verdruss vor sich ging. Rühls Tod am 25. Juni wurde bekannt gemacht. Mittags speiste ich beim Brandl, nach Mittag nach Haus und arbeitete. Therese speiste allein, nach Tische kam die Goldmann, Winkler. Therese und ich machten eine Promenade auf die Glacis, dann ins Kärntnertor-Theater. Seit dem Abgang der Saal zum 1. Mal „Tage der Gefahr“, Babette Rothe – Fier –debütiert als Constanze. Ich bin voll Erwartung, wie sie gefällt. Ich stieg auf allen Plätzen herum. Im Parterre plauderte ich mit Menner, Weidmann Franzl, im 3. Stock mit der Weidmann, Perger (?) und Anhang, beim 3. Akt war ich auf dem Theater. Die Fier gefiel, wurde vorgerufen und dankte mit Verbeugungen. Im 4. Stock sagte mir schon Rauecker, er sei von Baden gekommen und habe einer der Florian-Kirche vis-à-vis des Gartens, den ehemals die Willmann bewohnte, den Pfauen-Bäcken stürmen und plündern gesehen. Noch daure die Revolte fort, entflamme sich immer mehr. Es rückten mehrere Kompanien Grenadiere aus; das Volk empfing sie mit einem Steinregen. Darauf fingen die Grenadiere zu feuern und mit dem Bajonette zu operieren an. Der Major stürzte von Steinwürfen samt dem Pferde. Viele wurden teils leicht, teils schwer verwundet. Aschkan erhielt mit einem Musketenkolben einen Schlag auf den Kopf und mit dem Bajonette einen Stich in den Arm, aber zum Glück nur in die Haut. Nach der Oper um ½ 10 h gingen Dolleschel und ich hinaus, um die Folgen dieser Bäcker-Stürmung zu sehen. Es war ruhiger, aber alle 100 Schritte eine Abteilung und wieder eine Kavallerie. Bald da, bald dort Lärmen; wir kamen endlich zu des Pfauen-Bäcken Haus. Der Laden, alle Zimmer sind ganz ausgeplündert, nicht ein Laden ist ganz. Mit den Schranken vor dem Haus zersprengten die Revoltierer die eisernen Gitter und zerschmetterten Haustor und Gewölbetür. Alles im Quartier raubten und ruinierten sie, es war kein Kasten, kein Tisch, Sessel, Mehltruchen, Stelle etc.zu sehen. Ich sah einen Verwundeten führen und 3 beim Wundarzt liegen. Die Ursache des Aufruhrs war, weil die Bäckin, da sie noch Brot hatte, einem Handwerksburschen einen Groschenlaib versagte. Schon um 5 h fing der Lärm an und dauerte bis die ganze Nacht durch. Um 11 h gingen wir in die Stadt. Wenn so etwas im Lerchenfeld, Wiesen (?) etc. entstünde, die Wirkung würde schrecklicher sein. Der Hof ist in Baden; die Nachricht mag ihm nicht angenehm sein.
Band 05 (V.), Seite 76r
07.07.1805
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