Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [289]

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1798
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Ein kalter Dezembermorgen, es regnet heftig und der ganze Horizont ist umzogen. Mit banger Ungewissheit, ob nicht heute ein neues Ungemach das Gestrige verdrängt, erwachte ich. Früh kam der Stallmeister und sagte mir, dass von der Hofstatt 10 entlassen würden. Schrecklich, schaudervoll für uns alle ! Flach und ich frühstückten zusammen, dann ging selber zu v. Kárner in die Stadt. Ich arbeitete zu Hause, aber mit welchem Eifer, welcher Ruhe, dies kann sich denken, wer meine Lage kennt, der fühlt, was es heißt, Ruhe, Zufriedenheit und selbst Hoffnung eines besseren Lebens verloren zu haben. Mittags um 2 h aß ich bei der Traiteurin, ging zu v. Kárner, den ich nicht fand, von da zu Therese, wo ich blieb, bis sie in die „Molinara“ fuhr. Unsere Unterhaltung war ernst, traurig und voll Furcht einer Trennung. Abends wollte ich nochmals v. Kárner sprechen, war aber nicht zu Hause. Ich hörte vom Bartl (?), dass er heute alle Schriften dem Siess übergab; traurig, sehr traurig !. Beim Brandl soupierte ich und ging nachher mit seinen Söhnen in die Werkstatt. Um den Beweis meiner Stärke zu geben, hob ich einen Amboss 3 Zentner schwer. Um ½ 10 h bei heftigem Wind und Regen eilte ich nach Hause.
Band 01 (I.), Seite 39r
23.05.1798
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