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Am Vormittag heiter, abends Regen. Ich arbeitete vor Mittag. Wokurka war bei mir, ich bei ihm, wir verabredeten wegen Porzellan. Mittags Polly unser Gast, nach Mittag gingen Therese und ich auf die Glacis zum Neuen Tor hinaus, zum Kärntner Tor herein. Wir nahmen im Bürgerspital Gefrorenes und gingen ins Burgtheater, zum 2. Male „Kleiner Matrose“, dann Terzett von DeCaro. Sehr leer, ich ging ins Parterre, fand wenig Compagnie, die Collet, Giftschütz und Richart. Ich plauderte hin und her, ging zur Kasse, da kam Therese voll Eifersucht ins Parterre, lief herum und nach Hause. Ich sah das, konnte nicht begreifen, was sie dazu bewog, so gegen alle Vernunft Spektakel zu machen, und folgte ihr. Dass sie die Richart im Theater und mich bei ihr stehen sah, dies war alles. Mich kränkte dies ebenfalls tief, ging nochmals ins Theater, plauderte herum und endlich voll Missmut nach Haus. Therese lag schon, war etwas ruhiger und nach und nach gelang es mir, sie wieder zur Vernunft zu bringen. Vermaledeite Eifersucht; ich fühle mich so schwach, so umgestimmt, dass mir jeder Mensch lästig ist.
Band 05 (V.), Seite 74v
30.06.1805
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