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1805
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Heiter. Früh einen Augenblick zum Kárner, zum Grafen, wo ich Quarin fand. Mit dem Grafen hatte ich einen grimmigen Hasard, wegen der Loge. Er begegnete mir so grob, dass ich Fassung und Geduld verlor. Ich sah wegen meiner Rauchsteuer (?) auf den Hof und begab mich dann in die Generalprobe von „Raul von Crequi“, Oper in 3 Akten, Musik von Dalayrac, welche heute zum 1. Male im Kärntnertor-Theater wird. Therese war in der Probe noch heiser, ich ging aus dem Theater mit ihr nach Hause. Mittags allein, nach Tisch bekam ich von der Nany einen Brief für meine Mutter, sie schreibt, dass die Leitha so angewachsen sei. Die Polly kam und neckte mich eine Weile. Fink, der wegen der 3000 fl. einen Vergleich durch Stuppan (?) auf 1500 fl. mit monatlich 20 fl. machen lässt, war bei mir und bat mich, eine Schrift an den Fürsten zu machen, wo er wegen so großer Teuerung der Fourage um Entschädigung bittet. Abends ins Kärntnertor-Theater. Ich führte meine Mutter heute nicht hinein, weil sie mit der Hitzinger auf den Tabor ging, die Albert zu besuchen. Ich fand im Theater alles, was von der Leopoldstadt frei war, die sich bestimmt vorgenommen zu haben schienen, über alles wie die Rohrsperlinge zu schimpfen, ja sie erlaubten sich sogar, am Ende zu zischen. Therese sang ihre Arie trotz ihrer Heiserkeit brav, wurde viel applaudiert. In der Oper gefiel noch Weinmüller sehr, Eigensatz weniger und mit der Laucher machte man gar nichts. Die Menner sang ihre Romanze im 3. Akt recht hübsch. Ich traf auch überall Compagnie, Wissenfeld, Michel, Nitschner, der mich auf morgen zum Speisen lud. Abends erhob sich ein Gewitter und es regnete stark. Alles was im Theater war, fand sich über diese Veränderung unangenehm überrascht.
Band 05 (V.), Seite 70r
22.05.1805
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