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1805
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Kalt, trübe. Urteilspublizierung des Anton Lunzer, Raubmörders, 29 Jahre alt, katholisch, ohne Profession, nach 3 Tagen – Donnerstag – , zum Strang. Der Mord geschah am 19. März, abends zwischen 8 und 9 h. Die Gemordete, mit 37 Wunden, 6 Schnitt- und 31 Stichwunden, hieß Anna Träutler (?) und war Witwe eines Herrschaftsbedienten, bei 40 Jahre alt. Früh zum Grafen, zum Chevassier (?), Faber, Winkler wegen Salzfassl. Dann auf den Markt, bei Walser (?) kaufte ich für Therese einen türkisch gedruckten gestreiften Schal. Im Vorbeigehen war ich Zeuge der Urteilsverlesung und beobachtete den Mörder genau. 2 Schergen führten ihn auf die Bühne und 2 Chirurgen labten ihn ein paarmal. Ich fixierte ihn beim Urteil selbst, bemerkte in des Mörders Angesicht keine besondere Bewegung. Therese hatte Probe von „Crequi“, in der die Eigensatz, Laucher und Menner mit den Rollen tauschten, zum Nachteil der Oper. Polly war unser Gast. Vor Tisch war die Csekonicsbei uns – ich sah sie aber nicht – und brachte Trauergedichte auf den Tod des vor einigen Tagen am 10. verstorbenen Johann Haydn. Nach Tische kam Kárner, mit dem durchging ich den Markt, vorher arbeitete ich. Therese säumte ihren neuen Schal und Bulla machte ihr einen kurzen Besuch. Abends ins Burgtheater, zum 3. Mal „Seelenadel“, dann Divertissement. Vorher begegnete ich die Csekonics mit ihrem Carl, die Therese besuchte und morgen zum Speisen geladen wurde. Im Theaer plauderte ich mit der Grünberg, Prinz (?), schlief ein wenig, blieb aber der Compagnie wegen. Dann war ich mit dem Advokaten Sonnleithner, der heute mit Fink den Vergleich schloss, im Bierhaus zur Möhrung. Fand da Kampf und eine gewählte Gesellschaft.
Band 05 (V.), Seite 69r
13.05.1805
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