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Regen, trübe. Früh ins Haus zum Grafen, später zum Zepharovich, wo ich mich eine Weile mit der Doria (?) unterhielt, brachte den unterfertigten Gewölb-Kontrakt, etc. Therese hatte die erste Probe von „Raul von Crequi“ als Gräfin Elise. Mittags waren wir allein. Bis Therese aus der Probe kam, las ich im „Freimütigen“ und las in No. 42, Februar – ich führe hier Kotzebues Worte an –: „Und ich denunziere nunmehr diesen Greuel vor ganz Europa. Ich sage laut: Am 4. Dezember 1804, des Morgens gegen 10 h ist zu Neapel ein Mensch – eine Weibsperson –vor der Bude eines Schusters des Hungers gestorben. Der König fuhr heute auf die Jagd. Ich sah zwanzig bis dreissig seiner Hunde vorbeiführen, sie waren alle wohl genährt. Kotzebue.“ Dies empörte mich, fühlte das Schreckliche ganz, begreife aber doch nicht, wie die Berliner Zensur den Druck dieser Schandtat erlauben konnte. Nach Mittag arbeitete ich, es heiterte sich aus, gegen Abend trübte es sich wieder. Abends blieb Therese zu Haus und strickte an ihren Spitzen. Ich ging ins Burgtheater, zum ersten Mal „Der Korb“, nach einer Anekdote von [Maltitz.?], nachher „Die Entführung“ von Jünger. Roose als Hausknecht, die Laucher als Stubenmädchen gefielen, wie auch das ganze Stück. Bei der „Entführung“ ging ich ins Michaeler Bierhaus, soupierte etwas, und kam zum Schlusse des 2. Akts wieder. Es war leer, ich fand wenig Compagnie und langweilte mich, wozu mein unglücklicher Verlust des Traurings die alleinige Veranlassung war. Ich eilte gleich, einen neuen zu bestellen, gab aber zugleich im ganzen Theater Kommission, nachzusehen, weil ich selben vermutlich durch Abziehen des Handschuhes abstreifte, der mir weit war. Ich bin darüber sehr bestürzt und sehr besorgt, dass es nur Therese nicht erfährt. Heute schrieb ich meiner Mutter.
Band 05 (V.), Seite 66r
25.04.1805
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