Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2763]

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1805
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Faschingmontag. Trübe. Früh schrieb ich an Burgerth, Scheiger besuchte mich, dann zum Grafen. Therese hatte die 1. Probe von „Caliph von Bagdad“ als Heibethullah. Den Vormittag beim Grafen. Da es zu regnen anfing, fuhr ich wegen den Kleidern der Illésházy herum, ins Banco und in die Böhmische Hofkanzlei. Mit Richart sprach ich wegen der armen, blinden Elisabeth, die mich versicherte, recht bald mit Stock zu reden. Mittags speisten wir allein im Casino, sehr mittelmäßig. Neumann versprach, von der Partie zu sein, und blieb weg. Therese war den Nachmittag zu Haus, ich arbeitete, ging zu Scheiger, dann ins Kärntnertor-Theater, zum 6. Mal die „Uniform“. Saal spielt zum letzten Mal die Pauline, was auf dem Zettel angemerkt ist. Therese musste sich alleine anziehen, weil die Sepherl auf des Bruders Franz Ehrentag ist. Die Saal ist gerade 4 Jahre beim Theater, denn sie trat als Pamina am 24. Hornung 1801 auf und heute nimmt sie Abschied. Man sagt, der Dichter Streckfuß hat ein Gedicht gemacht, das heute ausgeworfen wird. Ich kam in Gesellschaft von Michel und Gned (?), hatte aber zur Linken unruhige Nachbarschaft, mehr Ungarn, die mich sehr genierten. Es war außerordentlich voll. Als die Saal erschien, wurde etwas geklatscht, da aber Bastien erschien, und der Richter Fabian sich darüber so hoch erfreute und sagte „Morgen soll, ja, ja, morgen sollst du Paulinen erhalten, morgen soll Hochzeit sein“ – sie wurde heute früh um ½ 9 h bei den Augustinern mit Gawet vermählt – nahm das Publikum lebhaften Anteil und 2 Mal wurde ein unisones Klatschen. Mich und Michel ergriff eine wehmütige Stimmung, denn sie ist durch ihre Verheiratung gleichsam aus unserem Zirkel gerissen. Die uns manches Vergnügen machte, ist für uns nun moralisch tot. Ich bemerkte Neumann, die sich liebten, und in ihrer letzten Szene war ihre Umarmung herzlich und warm. Ich fühlte den Schmerz ihrer Trennung mit. Beim Finale wurden sehr herzliche Gedichte ausgeworfen, leider aber so sparsam, dass ich nur durch Ungeschicklichkeit meines Nachbarn eines erhielt. Sie wurde verdient vorgerufen und dankte mit Tränen; dies ungefähr ihre Worte: „Mit bangem, schweren Herzen scheide ich von Ihnen, danke innigst gerührt für Ihre Huld, Ihre Güte, die Sie meinen Bemühungen schenkten. Möchte es mir gelingen, in mancher Rolle eine Erinnerung zurückzulassen ! Möchte ich mit dem Bewusstsein von Ihnen scheiden dürfen, dass Ihnen meine wenigen Talente Vergnügen machten, dann ist mein größter Wunsch erfüllt, dann ist dies mein größtes Glück.“ Sie schied weinend und beweint. Braun kam ins Garderobezimmer, ihr zu gratulieren, gab ihr aber nichts; ich vermute, es wird noch folgen. Therese weinte heftig, und sie sagte mir, es war ein seelenherzlicher Abschied. Viele kamen zu ihr gratulieren. Ich ging mit Umlauf nach Haus, Therese kam gleich nach. Wir waren allein, Therese rangierte alles. Ich aß Schinken und quälte mich, einen Akt von Gottschligs elendem Machwerk „Die Wohltätigen“ zu lesen. Elenderes las ich nie. Um 11 h kam Arbesser. Unser Finettl ist krank, er ist voll Schmerzen im Bauch und trippelte die ganze Nacht herum. Ich erkältete mich etwas und musste in der Nacht husten, und so schliefen wir wenig.
Band 05 (V.), Seite 58v
25.02.1805
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