Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [268]

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1798
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Vor 6 h war ich schon aus dem Bett und arbeitete bis nach 2 h. Ich war bei der Reyher (?) auf eine Stunde und fand ihr Quartier gleich, obwohl ich weder Gasse noch Haus wusste; sie wohnt in der Neuschottengasse beim Loudon, wo das Bierhaus ist. Wir sprachen von Therese, dem guten lieben Mädchen und klagten über die unbillige Behandlung der Mutter. Mittags aß ich beim Traiteur. Nach Mittag ging ich zu Therese, hörte von ihr, dass Graf Carl zur Gräfin Traun sagte, ich sei ein unnützes Möbel im Hause, würde den Dienst verlieren und mehr ähnliches. Wie das unsere nur schlummernde Ruhe auf’s Neue erschütterte, kann man nur fühlen ! Nach 4 h ging ich zu v. Kárner, wartete vergebens auf ihn bis 7 h und ging dann ins Kärntnertor-Theater, wo man „La pietra simpatica“ gab; Pasqua (?), ein neuer Tenorist trat auf und gefiel. Im Theater sprach ich mit der Mutter, Agnes und Klimbke; nichts konnte mich aufheitern, nichts beruhigen. Nach dem Theater ging ich zu Kárner und blieb bis 10 h. Traurig und voll schlimmer Aussichten für die Zukunft war unsere Unterredung. Vollends machte alle meine Hoffnung die Ahndung scheitern, dass man selbst den Plan hat, ihn, den redlichen Mann, den anhänglichen, treuen Diener, vom Fürsten zu entfernen und an der Seite des Causarum Direktor in Pest anzustellen. Geschieht dies, dann ist mir mein Leben das schrecklichste Gespenst und schnelle Auflösung mein sehnlichster Wunsch, denn ich hasse ein Leben, wo ich ewig unzufrieden, ewig missvergnügt leben muss. Mit schrecklichen Gedanken und voll Unruhe schlich ich nach Hause.
Band 01 (I.), Seite 35r
02.05.1798
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