Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [260]

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1798
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Früh um 6 h erwachte ich, konnte mich aber lange nicht vom vielen Husten und Schnupfen erholen. Um 8 h stand ich auf und arbeitete fast den ganzen Tag. Heute ist auch das Namensfest meines seligen, guten, ehrlichen Vaters, mit dem dankbarsten Herzen erinnere ich mich seiner Wohltaten und danke dem Allmächtigen, mir so einen guten Vater geschenkt zu haben. Der Gedanke an den Verlust eines so edlen Mannes macht mich ganz traurig. Mittags um 2 h brachte mir Klimbke ein Billett von Therese, das so liebevoll geschrieben ist, als sie gut ist. Wir speisten zusammen, ließen uns den geschickten Spargel gut schmecken und tranken Tokajer auf Theresens Wohl. Nach Tisch lasen wir die Broschüre, welche die Polizei herausgab „Getreue Darstellung des Aufstandes vor dem Hause der französischen Botschaft“. Sie missfiel uns und wird schwerlich ihren Zweck erreichen. Ich schrieb Theresen, gab Charles das Billett, als Klimbke wegging, kam selber mit der Antwort und einer Menge Verbindlichem von der Familie zurück. Ich arbeitete bis ½ 8 h, dann setzte ich mich zum Fenster und wartete des Klimbke, welcher erst um 9 h kam. Er brachte mir von Kotzebue sein neues Schauspiel „Das Schreibpult“, 2 Akte. Dann schwätzten wir bis 10 h und endlich trollte ich mich ins Bett. Klimbke brachte mir auch noch einen Gruß von Therese. Die freute mich so sehr, dass es mir eine bessere Nacht schaffen soll.
Band 01 (I.), Seite 33v
24.04.1798
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