Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2535]

2535
1804
7
12
Fahrt nach Baden mit Franz und dem Koch Keppler (?). Heute spielt Weidmann zum 1. Mal den Hausmeister im „Neusonntagskind“ im Theater an der Wien. Heftiger Wind und den ganzen Tag Regen. Therese konnte teils wegen dem schlechten Wetter, teils auch, weil der Fiaker-Batard nur zweisitzig war, nicht mitfahren. Sie war den ganzen Tag bei der Richart, speiste da und ging mit ihr ins Theater an der Wien. Sie zerschnitt die 2 Stück Batist, welche ich gestern von Marcus kaufte, zu Tücheln und fing sie zu säumen an. Ich fuhr um 7 h weg, besorgte meine Geschäfte, besuchte Kárner, spielte in dem Kaffeehaus über dem Wasser mit dem Koch Billard, speiste im Hirschen in Gesellschaft der Gräfin Benyovszky, des Holleschek, Frau und des armen Sängers Koller (?). Ich war angenehm unterhalten. Im Casino tranken wir Kaffee, ich spielte mit Holleschek 3 Partien und fuhr um 4 h nach Wien. Als ich mich dem Theater näherte, gingen schon die Bewunderer Weidmanns in Horden zurück, weil das Haus um 6 h schon zum Brechen voll ist. Mit Mühe und langsam kam ich zur Kasse, aber noch weit langsamer und mit Verdruss, Verlust von Rockknöpfen und einigen Stössen zu den beiden Weibern. Nie habe ich das Theater noch so voll, in diesem Zulauf gesehen. Carl und Albert waren in der Hofloge und wurden mit allgemeinem Klatschen empfangen. Weidmann, der Held des Tages erschien, ihn empfing das lauteste Applaudissement. Er dalkte so mit der Zunge, machte einen Dummrian daraus. Ehe er seine erste Szene geendet hatte, war ich überzeugt und sagte, Weidmann, so groß sein Talent ist, wird in dieser Rolle kein Glück machen, sondern vielmehr seinem Rufe schaden. Er gefiel nicht. Am Schlusse dankte er in Prosa ab. Seine Rede war lang und hatte einige lächerliche, doch nicht neue Gedanken, von Arsenal-Theater, Rekrutensaal, Antenprenner (?), Taulend (?), Schmier (?), dass der Einbläser alles reden muss, weil die Jungen so wie die Alten nix lernen, nur Castroll spielen, für die Eselsköpf accouchiert sein etc. Die Oper dauerte bis ½ 11 h, nach dem Theater in großem Morast und Wind nach Haus. Von Mayer, Hasenhut, Schneidermann (?), Scholz (?), Caché, Frau, Milde ist nichts zu sagen, am besten gefiel mir noch die Müller. Prividali (?) schickte mir von den so schön gedruckten Sonetten auf Velin 2 Exemplare.
Band 05 (V.), Seite 34r
12.07.1804
Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b