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Früh ins Kärntnertor-Theater, wo Seiltänzer und Springer ihr Seil aufrichteten. Da plauderte ich mit Mayer und Pfersmann. Dann zum Grafen und Richart. Agnes war unser Gast. Nach Tische kam Nina und Salieri, später ging Therese ins Gewölb zu Richart und brachte ihr den Schlüssel zur Loge ins Kärntnertor-Theater, zum 1. Male Portes Gesellschaft. Dann ging sie mit Agnes zur Hackel baden. Um 4 h ging ich ins Kärntnertor-Theater, sah den vollendeten Apparat an, dann an die Wien, zum 1. Mal „Unmögliche Sache“, Weidmann als William. Es war sehr voll. Ich schlich anfangs herum, war im 2. Stock, fand da Compagnie, dann ins Parterre, wo ich neben Koch zu stehen kam. Weidmann übertrieb sehr, mit einem wütenden Beifall wurde er empfangen, man klatschte 3mal. Das Stück gefiel nicht. Seine Abdankungsrede war in Prosa. Er dankte für die gnädige Aufnahme, sagte, seine Freunde sowohl wie andere werden die remarque machen, warum er hier spiele „Da wir hier in bona charitate beisammen sind, sage ich nur ganz still: Interesse. Es ist alles so teuer, das Paar Hendel 45 x, dabei schauen sie aus, als ob sie die Abzehrung hätten. Unsereiner möchte doch auch sehr gerne seinem alten Leichnam einen guten Tag antun. Meine Herren Collegen reisen mit Empfehlungen bald da, bald dorthin und suchen so ihre zerrissenen Finanzen zu flicken; aber ich alter, 65jähriger Kerl, wo soll ich hinreisen ? Ich bleib hier, da bleib ich, mich kriegen s‘ nimmer los, nein, nein ! Da bin ich schon 35 Jahr, da brauch ich keinen Brandbrief, keine Empfehlungen etc. Möchte ich nur recht lange leben, um immer für Ihr Vergnügen zu arbeiten. Ich habe auch eine Reise gemacht: Ich wohne auf der Kärntnerstraße, da bin ich in einen Fiaker gestiegen und da her gefahren. Sagn S’: kann man bequemer und kürzer reisen ? In Wien bleib ich halt, da bin ich nicht weiter als von Wien an die Wien gereist. Erhalten S’ mich immer in Ihrer Gnade, und ich verbleibe stets Ihr untertänigster, dankbarster Joseph Carl Bartl Weidmann; Wien, den 4. Juli 1804“. Allgemeines Klatschen begleitete ihn, bis die Kurtine fiel. Ich ging noch ins Kärntnertor-Theater zu den Springern, und fand Therese in der Loge mit der Agnes, und der Lisett mit Anhang, Richards Goldarbeiterin. Ein Stück der Pantomime „Harlekin der Zauberer“ sah ich noch. Nach dem Theater nach Haus. Therese gab Tandler einen Wink, mir eine Serenade zu machen, welche auch richtig nach 11 h begann. Ich schlief aber bald ein.
Band 05 (V.), Seite 33r
04.07.1804
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