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Um 6 h weckte man mich und erzählte, dass alle Tore der Stadt gesperrt seien und dass es darin sehr tumultuarisch aussehen musste. Nach 8 h öffnete man die Stadt, das Militär wechselte ab und alles durfte wieder aus- und eingehen. Ich arbeitete zu Hause bis 10 h, dann ging ich auch hinein, fand die Straßen voll Menschen, hörte hunderterlei Erzählungen und fand die Straßen voll Militär, so wie ich sie nachts verlassen hatte. Der Hof wechselt mit dem Gesandten Depeschen, seine Leute gehen mit Kokarden herum, seinen Adjutanten misshandelte das Volk gerade auf dem Weg nach Hofe mit Depeschen. Die Wache musste ein Karree schließen und ihn so nach Hofe begleiten. Nach Mittag kam ein Zirkular mit der Unterschrift des Staats- und Polizeiministers Grafen von Pergen heraus, worin das tumultuarische Betragen dem Volke verwiesen und alles zu Ordnung und Ruhe ermahnt wird. Abends hatte der Gesandte Besuch von mehreren Ministern und man erzählt sich, dass er abreisen wird. In die Wallnerstraße lässt das Militär fast niemanden hinein, das Personal des Fürsten muss Billetts haben. Ich schlich viel herum, um zu hören und die Meinung des Volks zu erfassen. Abends war ich bei Therese. Nina klagte mir die Misshandlung der Weiglischen (?) Brut, Therese über die despotische Behandlung der Mutter, hinzu gesellte sich noch diese Fatalität und so fehlte nicht viel zu einer Jeremiade. Abends 10 h ging ich nach Hause.
Band 01 (I.), Seite 32r
14.04.1798
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