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Schwül. Mit Therese fuhr ich schon um 6 h zu meinen Handwerkern in die Vorstädte, dann nach Haus. Mit Lang sprach ich bei St. Anna, da ich vorher im Haus des Grafen war. Therese und ich machten Richart einen Besuch im Gewölb und erzählten ihr das gestern Vorgefallene. Sie erschrak wegen der beipiellosen Dreistigkeit dieses Burschen und beschloss, das Äußerste zu wagen um sich von diesem Ungeheuer zu befreien. Sie ging zu ihren Schwestern Wuschikin und Ritzin, um sich da wegen einem ehrlichen Advokaten Rat zu holen. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich, ging um 1 h mit den Handwerksleuten zum Grafen ins Haus, um wegen dem Gang einen Überschlag zu machen, zu Richart, dann ins Theater an der Wien. Ludwig Portés Seiltänzer und Springer spielten zum ersten Mal und gaben zuletzt eine Pantomime „Harlekin als Skelett“. Der Kaiser war mit seinen Kindern da und wurde mit dreimal Klatschen empfangen. Ich kam neben dem jungen Riedl zu sitzen, der mir erzählte, dass heute, als der Kaiser durch den Gang in sein Kabinett ging, wo immer mehrere Menschen mit Bittschriften seiner warten, dann sich bald mit diesem bald mit jenem besprach, drang sich ein Mensch hervor, und als dies die Wache bemerkte, hielt sie ihn an und er zog ein Stilett aus der Brust. Man ergriff ihn, führte ihn ins Hofmarschallamt, gab ihn für einen Wahnsinnigen aus. Er hatte ein grünes Käppchen auf dem Kopf, sah ganz verstört aus und ist ein Handwerksbursche aus Steyr (?) Das Theater war voll, die Tänzer und Springer unterhielten, aber die Pantomime war langweilig und schlecht. Nach dem Theater begleitete mich Riedl nach Haus. Therese war mit Richart auf der Bastei.
Band 05 (V.), Seite 29v
05.06.1804
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