Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2482]

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1804
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Pfingstsonntag. Der frühe Morgen war schön, dann stiegen die Nebel auf. Es erhob sich ein starker, kalter Wind, nach Mittag heiterte es sich auf, der Nachmittag und Abend waren sehr angenehm. Den ganzen Morgen schlich ich herum, bald in den Kuhstall, Maierhof und Garten. Therese lag bis 7 h. Um 8 h kam meine Mutter, mein Bruder, Joseph und Richart. Wir frühstückten gut und mit Laune. Gleich nachher ging’s durch den Garten auf den Kahlen- und Leopoldiberg. Therese machte aus Eifersucht dumme Streiche, weil Richart auf den Kahlenberg ging, forçierte sie sich, auch mitzugehen, obwohl sie anfangs bestimmte, in der Alpenhütte zu bleiben. Sie ging sich außer Atem, musste beim ersten Berg rückkehren. Die Gabrieli war ihre Begleiterin, verging sich und irrte bis 1 h im Walde herum. Cziskowsky führte meistens die Richart, ich ging allein und mit meiner Mutter. Auf beiden Bergen trafen wir Bekannte. Auf dem Kahlenberg sahen wir das neue Casino, hörten ein Stück der Predigt, besuchten dem Prince de Ligne seinen Garten und Zimmer. Um 1 h kamen wir zurück und fanden Therese nirgends. Meine Angst und Verlegenheit war groß. Cziskowsky schickte gleich Leute aus, sie zu suchen. Ich mit meiner Mutter und Richart gingen nochmals in den Garten. Sie kamen uns aber mit Moreau, der nachgekommen war, bald entgegen. Theresens Anfälle von Eifersucht kamen wieder, sogar auch über Tische. Wir aßen, aber ohne frohe Laune. Nach Tisch söhnten sich die beiden Weiber über Vermittlung meiner Mutter aus. Mit frohem Mut wurde Kaffee getrunken, in den Garten gegangen und einige schöne Plätze besucht. Fatal war es mir, dass wir schon um 6 h nach Haus fahren mussten, die angenehmste Zeit konnten wir gar nicht genießen. Die Männer gingen, ich fuhr mit den Damen. Um 7 h waren wir zu Haus, da ging ich mit Therese und Richart in den Seitzerhof speisen und um 8 h schlafen. Heute mittags um 1 h starb der Kontrollor im National-Theater Joseph Kraus im 48. Jahr.
Band 05 (V.), Seite 27r
20.05.1804
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