Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2369]

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In der Nacht Regen, am Tag heiterte es sich aus. Früh ging Therese zur Richart wegen Spitzen und Borten zur Maske, dann zu Kohl, um ihnen das Redoute-Billett anzutragen. Ich zum Grafen, Lang, Theaterkanzlei und nach Haus. Mittags allein, nach Tische kam die Rottruff, der wir für morgen unser Redoute-Billett versprachen. Ich arbeitete eine Stunde, dann zu Neuling, Kárner und zu Richart ins Gewölb, dann nach Haus. Richart machte Therese ein Geschenk mit einem wirklich schön gearbeiteten Vortuch von polonaise Dünntuch (?) mit Spitzen. Mich überraschte dies sehr. Für den Fink schrieb ich noch einen Conto. Um 7 h ins Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, nachher zum 1. Mal „Das Singspiel“ in 1 Akt, Musik von Della Maria. Weinmüller und Baumann wurden vor zwei Tagen zu Polizei gerufen, ihnen ein ganzer Vortrag von Extemporieren vorgelesen und ihnen jedes Wort, jede Gestikulation streng verboten. Sie hielten sich treulich an das Verbot, machten gar nichts. Baumann war halb schwarz angezogen und hatte einen großen Haarbeutel statt dem langen Zopf anhängen. Er parodierte ganz den Baron Barfuss. Sie ließen alles weg; das Finale war, dass die Operette sich um 20 Minuten früher endigte und am Ende solenn ausgezischt wurde. Das ganze Parterre war schon von dem polizeilichen Befehl verständigt. Die Operette gefiel sehr, es sangen Saal, Tochter und Neumann. Klimbke und Umlauf erzählten mir, dass Braun den Joseph Sonnleithner mit 4000 fl. Gehalt zum Direktor des deutschen Spektakels ernannt hat; wir wollen sehen. Nach dem Theater nach Haus.
Band 05 (V.), Seite 11r
28.01.1804
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