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Ein heiterer Tag, aber kotig. Früh zum Grafen, Theaterkasse und Theaterkanzlei. Da waren der Inspizient Klingmann, Ziegler, der die arme Lefèvre zu sich nahm, Pfersmann, Baumann und Weinmüller versammelt. Da war die große, einzige Künstlerin ihres Faches in Deutschland, Nouseul, und ihre ehrenvolle Beerdigung Gegenstand unseres Gesprächs. Braun lässt in ihres Mannes Joseph Nouseul Namen Partezettel drucken, sie durch Castelli öffnen und morgen bei St. Michael auf seine Kosten in der ersten Klasse begraben. Hier fällt mir ein Gedanken ein: „Einen großen Dichter ließ man im Leben im Elend schmachten, nach seinem Tode setzte man ihm ein schönes Denkmal“. Ein anderer Dichter sagte den Gedanken: „Er bat um ein Brot, man gab ihm einen Stein“. Mit Ziegler ging ich ins Michaelerkloster, um den Leichnam zu sehen. Sie lag zu ebener Erde im Hausknechtzimmer, fast nackt, die Hände mit einem Strick gebunden, den Kopf entblösst, in einer Truhe, worin alles gelegt wird. Ein schwarzer Fetzen war ihre Hülle. Ihr Gesicht war noch kenntlich, Brandflecken waren in selbem, noch häufiger aber auf der Brust. Ich ging wieder zum Grafen, Richart, dann nach Haus. Mittags besuchte ich noch Kárner, fuhr mit ihm in den Prater. Um 2 h speisten wir allein. Die Töpfer Mutter war da und brachte Therese die schon lang gewunschenen Motetten der Assen von Cavalieri. Als ich mich setzte, brachte mir Therese Krapfen, die die Richart schickte. Nach Tisch gingen Therese und ich wegen Uhrblättern auf den Spittelberg und wegen Kasten auf den Getreidemarkt zum Bildhauer Schmidt. Therese führte ich zu Richart ins Gewölb, um sich wegen der Krapfen zu bedanken, dann zur Gulyás, wo die Klob war, und sie den Abend blieb. Kerndl begegnete mir, begleitete mich nach Haus, zu Richart. Wir gingen ins Leopoldstädter Theater, „Schwarze Redoute“, Operette in 3 Akten von Kringsteiner, holten vorher aber Mussini (?) ab. Ich traf Kárner, die Schmirer etc. Mich langweilte es zum Einschlafen. Nach dem Theater nach Haus. Als Therese kam, schlief ich schon.
Band 05 (V.), Seite 10r
25.01.1804
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