Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2346]

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1804
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Den ganzen Tag schneit es. Früh zum Grafen, Theaterkanzlei, nach Haus, wo wir einen Besuch von Csekonics und Pepi hatten. Nach 11 h ging ich ins Kärntnertor-Theater in die Generalprobe von „Axur“, hörten den 3. Akt an, dann nach Haus. Agnes speiste mit uns. Nach Tische arbeitete ich zu Hause, dann zum Vetter Uhrmacher wegen Zichori-Kaffee für meine Mutter. Abends zu Richart ins Kärntnertor-Theater, Korntheuers 2. Versuchsrolle als Jude Baruch, ins Burgtheater „Räuberhöhle“. Im Kärntnertor-Theater ist weder an Logen noch an Sitzen etwas abgebrochen worden. Im 1. und halben 2. Akt blieb ich im Kärntnertor-Theater, dann ging ich ins Burgtheater. Dahin kam ich bis zum Anfang des 2. Akts und blieb bis zum Ende. Therese spielte mit vieler Laune. Ich plauderte da mit Csekonics, Pepi und Werlen. Nach dem Ende der Oper begab ich mich ins Kärntnertor-Theater und wartete dort das Ende ab. Ziegler spielte sehr schön und mit vieler Anstrengung. Korntheuer gefiel, nach dem Lärm zu berechnen. Ich bemerke, dass er den Charakter des Juden zu niedrig nahm, einen Binkeljuden daraus machte, der doch unmöglich so freien Zutritt bei Hof, beim Minister Dasitz, beim Sekretär Fallbring etc. haben kann und im Ganzen die Sprache und den Akzent nicht soutenieren kann. Er wurde vorgerufen, war schon im eigenen Kleid, dankte aber im Tone des Juden mit Folgendem ab: „Da ich Liebhaber von Prozenten bin, so danke ich für die hohen Zinsen, mit welchen Sie mein geringes Kapital verzinsen. Sollte ich so glücklich sein, in diesem großen Handelshause noch öfters zu handeln, so werde ich mit aller Anstrengung mich befleißen, gute Geschäfte zu machen und das bei mir mit Wucher angelegte Kapital zu erhalten suchen“. Krüger spielte anstatt Brockmann mit allem Fleiße, konnte aber Brockmann nicht einen Augenblick vergessen machen. Besonders vermisste man Brockmanns Festigkeit bei der Szene mit dem Fürsten, wo er ausruft „Euer Durchlaucht, ich werde gejagt !“ Mit Nigst traf ich im Theater zusammen, mit selber nach Haus.
Band 05 (V.), Seite 6v
05.01.1804
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