|
2339
1803
12
29
Ein heiterer Tag, aber sehr kotig. Um 8 h schon zum Grafen, auf die Maut, für den jungen Grafen Musikalien kaufen, zu Kárner. Nina ließ Therese einige Anekdoten von der Natorp sagen, da sie täglich, und zwar beim Braun, Proben von „Axur“ haben. Mittags aßen wir allein. Nach Tische kam die Tischler Reserl, elend und ausgezehrt wie ein Skelett, und sagte, dass die Mutter schon 5 Wochen krank sei. Erbarmungswürdig und schrecklich sieht das arme Geschöpf aus. Therese gab ihr 2 fl., Schokolade, Kaffee, Zucker, Feigen und Obst aus Ödenburg. Ich arbeitete bis 4 h, dann ging ich zu meinen Flüchtlingen Schaidegger, die ich schon lange nicht sah, zu Nigst, um für Therese das Chemisel von Petinet zu holen. Abends ins Kärntnertor-Theater, „Der Vormund“, Lustspiel in 5 Akten von Iffland, Exners 2. Debütrolle als Vater Gräber, nämlich der Kammerrat. Exner gefiel weniger als das 1. Mal, wurde mit Anstrengung vorgerufen, machte Verbeugungen, sagte aber nichts. Den Flüchtlingen gab ich die Loge, sie waren mit der Traiteurin darin. Die Schaidegger vertraute mir, dass sie vor Anbruch des Tages zum Fürsten nach Eisenstadt will. Nach dem Theater nach Haus. Therese war den Abend mit Besuchen von der Riebenfeld und Fräulein Urbain beglückt.
Band 05 (V.), Seite 5r
29.12.1803
|