|
2318
1803
12
8
Großes Lätizel. Der Eckhart, den ich gestern in Knittelversen einlud, nahm es detto in Knittelversen an. Therese lud die Töpfer und Bruder. Früh nach 8 h ging Therese zur Traun anziehen. Schmidt und Moreau kamen, halfen mir die Betten hinaustragen und verschiedenes hinausräumen und ordnen. Moreau schickte ich zur Sattmann (?) damit sie anstatt der kranken Lisi Umlauf die kleine Kantate singe. Ich ging zum Grafen. Therese frühstückte bei der Traun, ging um 10 h zur Kaiserin. Haas erwartete sie und führte sie zur Kammerfrau Schosulan, diese aber gleich zu ihrer Majestät, welche sie sehr gütig aufnahm. Therese dankte ihr für die Gnade, dass sie ihre Bitte, am Neujahrstage bei Hofe singen zu dürfen, mündlich vortragen darf. Theresen versicherte die Kaiserin, sie habe schon vorher mit dem Kaiser gesprochen; es sei fest bestimmt, dass sie singe. Sie sagte zum Kaiser: Der arme Narr habe schon so lange nicht gesungen, man muss sie wieder einmal singen lassen. Die Kaiserin sagte ihr viel Schönes über ihre Arien unlängst in der „Zauberflöte“, ihre Schwere. Am Ende entließ sie Therese mit dem Versprechen, ihr eine Arie zu wählen. Therese küsste ihr die Hand, dankte für die allerhöchste Gnade und ging. Um ½ 11 h trafen wir zu Haus zusammen, begannen für 11 Personen; Kárner konnte wegen des Fürsten nicht, so waren wir nur 10. Woller, Frau, Lisette, Kühnel, Frau, Umlauf, Mayer, Pepi Therese und ich. Vom Grafen erhielt ich 3 Bouteillen Champagner und 2 Bouteillen Tokajer, welche mittags sprangen. Um 3 h rückte schon das Orchester an, wir saßen noch. Man bediente sie gleich mit Aufgeschnittenem, weißem und rotem Wein, Bier. Um 4 h begann Bernardi mit Begleitung des ganzen Orchesters, Variationen zu blasen, er blies sehr schön. Nachher sang die Sattmann die kleine Kantate von Umlauf, gedichtet vor 3 Jahren vom seligen Lippmann zum Namensfest Theresens; weil aber die Gute ums Kind kam, unterblieb die Produktion. Schmidt teilte unter der Gesellschaft gedruckte Exemplare aus. Nachher sang Therese die neue Arie von Umlauf, welche wiederholt wurde. Mit dem Orchester von 28 Personen waren zusammen 101 Personen. Nebst den 10 Personen bei Tische waren Kárner, Salieri, Schreibers, Frau, Benkó, Nannett und Peter, Töpfer Babett und Caspar, Scheiger und Frau, Lavotta und Frau, Rottruff, Frau und Nanett, Latzl, Gabrieli, 2 Moreau, Storch, Gridl und Wagner, Mayer, Klimbke und Turnau, Poltoni, Schmidt, Tandler, Brandl, sie und Therese, Arzt und Frau, Eckhart, Stegmayer und Frau, Vadász, Szuly, Rosenstingl, Sattmann, Sturioni, Lieben (?), mein Bruder, Nina, Rosalie, die Hocheder, Gulyás mit 2 Mädeln, Kunz, Klob, Ringbauer, Korn, Rösner und Frau, Goldmann Jos[ephine ?], Barany mit Toinette, Woller Charles, Hannacker (?) und Bernardi. Diese Zahl war ohne Bedienung unterhalten und hinlänglich bedient worden. Nach dem 1. Stück wurde alles mit Kaffee bedient. Das Orchester verlor sich, nach Genüge erquickt, wobei manche Indiskretion Platz griff, um ½ 7 h; da waren schon ohne weißen Wein und Bier 40 Bouteillen Ofner geleert. Eine Stunde wurde getanzt; die Ringbauer spielte Violine, Sattmann Pianoforte, abwechselnd spielten und akkompagnierten auf der Violine Tandler, Schmidt, Lieben, Stegmayer, der Flautist Scholl (?), der 18 Saiten abschlug. Umlauf spielte auch, war aber schon so begeistert, dass er sich sehr schwer aufrecht halten konnte. Rottruff, Sattmann, Tandler, Latzl (?), Schmidt und Therese sangen abwechselnd Canons. Sturioni sang einige Arien und akkompagnierte sich auf der Gitarre. Später parodierte er Stimme und Manier der Simoni und Holleschek. Um 9 h begannen Moreau und Korn ihr Intermezzo „Ein Schelm tut mehr als er kann", vom Franzky (?). Moreau spielte im 9 Verkleidungen 9 Charaktere, manche aber vortrefflich. Besonders gefiel er als Schöner Carl, als Kutscher – „Jessas, Jesas“ –, als Französin, als schnell plaudernder Bedienter. Nachher wurde wieder getanzt und ohne zu pausieren immer mit Aufgeschnittenem, Kaffee und anderen Getränken serviert. Um 1 h endete sich diese Unterhaltung, die nach einstimmiger Versicherung für alle wirkliche Unterhaltung war. Mein Wunsch, dass alle unser Haus zufrieden lassen, scheint erreicht zu sein. Rosalie sang auch ein paar Arietten sehr artig. Sie schlief bei uns. Schmidt und Tandler halfen uns die Betten hereintragen, Türen einhängen u. dgl. Therese und ich hatten Ärger, weil zuletzt der Kaffee so lange nicht fertig wurde. Therese teilte mit mir die Blumensträuße unter die Tischgesellschaft auf, die Rosen, Veilchen, Reseden und Vanillekraut verbreiteten Wohlgeruch in den Zimmern und überraschten die Gesellschaft angenehm. Die Ringbauer und Benkó erhielten auch Bouquets. Um 2 h legten wir uns; wir schliefen wenig, waren sehr müde und echauffiert. Der Tag war heiter und trocken.
Band 05 (V.), Seite 1v
08.12.1803
|