Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2284]

2284
1803
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Feuchte Witterung, Schnee. Christ[ian ?] Alb[recht ?] Gottfrieds Einnahme in der Josephstadt „Die Ruine bei Pulgawa (?)“ oder die „Höhle der Siebenschläfer“, romantisches Schauspiel in 3 Akten. Früh ließ mir der Graf seine Ankunft melden und so verschwand meine Bequemlichkeit. Ich machte mich zusammen, ging zu ihm, in No. 810 und blieb bis 12 h. Mittags suchte ich den Koch Keller auf, um mit ihm wegen einem Geldgeschäft zu reden. Therese und ich speisten alleine. Sie erzählte mir, dass heute wieder Probe von „Onkel in der Livrèe“ war, dass Rösners Part abgekürzt wurde und dass morgen, nachdem sie schon in den Skart gelegt war, wieder gegeben wird. An der Wien wurde sie mit wütendem Applaus aufgenommen und repetiert, Caché in Neumanns Rolle hat Furore gemacht. Am Ende dankte er ab und sagte für morgen das Lustspiel „Tot und lebendig“, übersetzt von Castelli, und der Oper Wiederholung an, sagte aber das „tot“ traurig, machte eine Pause und dann im muntersten Ton „und lebendig“. Der Gedanke wurde mit einstimmigem Lärmen aufgenommen, Caché, nachdem er im Hoftheater engagiert ist, nahm man dies sehr übel auf. Nach Mittag arbeitete ich, suchte nochmals den Keller, ging in No. 810 und ins Josephstädter Theater. Bei Therese waren die Ascher, Babett, Schmirer Jeanette. Im Theater war es sehr [voll ?], es ging auch sehr lustig, sehr lärmend zu und gab manchen Spaß. Das ganze ist ein Gottfriedischer Unsinn, aber nicht so amüsant wie der „Totenreiter“. Schikaneder war als Zauberer fürchterlich angetan, er sang ein Duett mit der Mad. Hain, während welchem gelacht, gelärmt, geklatscht und laut gesprochen wurde. Vom 3. Stock rief einer ins Parterre: „Ös Leopoldstädter Laterngsindl, halts das Maul für engeren Siebenzehner !“. Nun wurde applaudiert, der Lärm dauerte. Endlich fing Schikaneder vom Theater ins Publikum zu reden an und sagte: „Ich bitt, seids still, man hört ja gar nichts !“ Darauf Gelächter und Applaudissement. Am Ende wurde vorgerufen Mayer, Gottfried und Schikaneder. Ersterer machte eine Anspielung auf das unruhige Publikum – da er mit dem verletzten, sich aber noch bewegenden Ungeheuer sprach – die nicht verunglückte. Nach dem Theater nach Haus.
Band 04 (IV.), Seite 138r
05.11.1803
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