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Früh besuchte und frisierte mich Walther, dann in No. 810 und zum Grafen. Der gab mir ein Billett zum Deutschen Ritterschlag des Ehz. Anton, der auch Koadjutor des Großmeisters wird. Die Feierlichkeit geschah in der Jesuitenkirche, wo für die Zuseher zu beiden Seiten Tribünen errichtet wurden. Ehz. Carl schlug ihn zum Ritter. Es dauerte ¾ Stunden, der Ritterschlag geschah während dem Amte. Ich hatte Langeweile. Zu Hause arbeitete ich bis nach 12 h. Therese ging schon früh zur Ascher. Mit dem Rechnungs-Konzipienten Groß aus Linz speiste ich in der Heiligen Dreifaltigkeit. Nach Tische in No. 810, dann mit ihm ins Gusshaus auf die Wieden, um die Statue und das Pferd von Zauners Arbeit zu sehen, den wir hier trafen. Nachher zeigte ich ihm den Stall von Albert. Ich ging zu meinen Pestern (?). Müller und Schaidegger vertrauten mir ihre Flucht aus dem mütterlichen Hause, erzählten mir, dass in der Zeit, als die Mutter mit der Schwester im Theater war, sie die Koffer aus dem Haus schafften und zu ihrem Wagen nach Ofen tragen ließen; der stand bei der Sattler, von welcher sie ihn einige Tage vorher von 350 fl. kauften, wozu sie von einer Freundin Geld aufnahmen. Beide Frauenzimmer fuhren allein früh nach Wien mit der Post. Wohlgemerkt, dass die Schaidegger gar nie, und die Müller 10 Jahre nicht in Wien war. Heiratszwang von Seiten der Mutter veranlasste die Flucht. Josephs Onkel, der Bankier von Braunschweig, Delorme (?) ist sein Name, wird sich ihrer annehmen, jetzt ist er eben in der Gegend der Stadt Steyr. Josephs Freundin, Frau von Wohlbesser (?) in Pest schreibt ihnen von allem, was in Pest vorgeht. Ihr unglücklicher abandonierter Bräutigam ist ein sehr begüterter, aber eben so fataler Edelmann von mehr als 50 Jahren, der sich nur allein durch sein Geld geltend zu machen sucht, und nennt sich Anton Thraschkoczy (?) Durch ihrer Mutter Beistand wollte er das unglückliche Schlachtopfer zum Altar schleppen. Abends war ich mit ihnen in der Loge „Haus zu verkaufen“, „Tänzerin aus Athen“. Im Burgtheater „Adelaide“, die Hackel sang zum 1. Mal Theresens Part. Als Therese schon zu Haus war, brachte ihr der Bediente Anton den Part von „Onkel in der Livrée“, Oper in 1 Akt, Musik vom seligen Della Maria, wo sie die Susanna spielt und schrieb ihr in des Brauns Namen ein verbindliches Billett, worin er sie um Verschwiegenheit und schnelles Einstudieren ersucht.
Band 04 (IV.), Seite 135v
26.10.1803
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