Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2263]

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1803
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Meines lieben Weibes Namensfest. Früh kam der Bonbon und machte am ersten mit seinem neuen Halsband Gala, dann die Muhme Uhrmacherin, Sepherl, Rosalie, welche Therese und mir von Nina Verse, Therese aber 2 Untersatzl zu den Bestecken brachte. Ich gab ihr nichts als die 6 Paar Tiroler Handschuhe, das andere wurde nicht fertig. Ich machte meine Gänge zum Grafen und in No. 810, dann nach Haus. Die Woller Lisette war da, welche ich über die Bastei nach Haus begleitete. Mittags waren Ascher, Babett und Umlauf Pepi unsere Gäste. Nach Tisch ging ich in den Tiefen Graben, um für die Ascher eine Wohnung von 2 Zimmern für monatlich 22 fl. zu bezahlen. Therese ging mit der Ascher und Schwester zu Mälzel, um sein mechanisches Orchester zu hören. Ich suchte Kárner auf, der eben von Eisenstadt kam, fand ihn zu Haus. Zusammen gingen wir zum Taroni, da erzählte er mir von der Entlassung des Schurken Hauter, der Pensionierung des Croll und dass der Fürst Therese und mir 300 fl. für die Kantate als ein Douceur anwies. Die Laforet mit ihren Niècen warteten meiner im Michaelerhaus, ich führte sie ins Burgtheater ins Parterre. Zum 1. Mal „Polyxena“, Trauerspiel in 5 Akten von Collin. Ich holte Kárner vom Taroni ab und führte ihn ins Parterre noble; wir plauderten bis zum Anfang, dann begab ich mich zur Laforet, der ich wegen Theresens Mantel die Cour machte. Nach dem Theater regnete es; ich führte sie noch auf die Wieden zum Schwarzenberg-Garten vis-à-vis des Theresiano. „Polyxena“ ist sehr lang, für ein Publikum geschrieben, das vertraut mit der griechischen Geschichte, äußerst aufmerksam und empfänglich für eine Schreibart in Jamben ist. Nouseul als Hekabe, Roose als Polyxena, Klingmann als Neoptolemos, Brockmann als Kalchas spielten vortrefflich, Koch als Agamemnon, Lang Odysseus, Korn Talthybios, Reil als Achilleus' Schatten mit der Frankstein als Chilandra hatten unbedeutende Rollen. Die Lefèvre spielte die Seherin Kassandra wider alles Hoffen und Erwarten sehr brav. Im Ganzen langweilte es, besonders der 4. Akt zwischen Kalchas und Neoptolemos. Am Ende versuchten einige Buben das so schön geschriebene Stück zu zischen, doch des gerechten Publikums Beifall drang mächtig durch. Therese blieb mit der Ascher, die einen Anfall von Fieber erhielt, und Babett zu Haus.
Band 04 (IV.), Seite 133v
15.10.1803
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