Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2249]

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1803
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Heiter, aber heftiger Wind und Staub. Früh vor 8 h zum Grafen, um 9 h in No. 810. Da holte mich Therese ab, wir fuhren bis zur Hudsthurmer Linie, von da gingen wir zu Fuß über Meidling, Grünen Berg, beim Schönbrunner Garten vorbei nach Hetzendorf No. 44 zum Cölestin Mayer. Wir besuchten die neu verheirateten Leute in ihrem Landgut und fanden alles in großer Unordnung, alles im Werden. Viel Geld und ein ganzes Jahr gehört dazu, etwas zu schaffen. Wir speisten bei ihnen gut. Nach Tisch kam Fritsch, gewesener Kammerdiener beim Grafen Seilern, lud uns in sein Haus ein, welches groß und bequem gebaut ist und einen schönen Garten hat. Wir besuchten ihn, den kaiserlichen und den gräflich Stephan Zichyschen Garten, letzterer ist im englischen Geschmack angelegt Therese blieb indessen bei der Pepi. Um ½ 6 h brachen wir auf. Fritsch war so gefällig und begleitete uns durch den Schönbrunner Garten bis zum eisernen Gitter. Hier akkordierte ich einen Fiaker bis zum Theater an der Wien. Da stiegen wir aus, Therese ging nach Haus, ich ins Theater „Die Schwätzer“, Lustspiel in 5 Akten vom seligen Weidmann. Es war in den unteren Plätzen voll. Beschart von Berlin als St. George gefiel mir sehr. Er spielte den windigen, gewandten, doch mit Noblesse ausgestatteten, sich allein liebenden Franzosen vortrefflich, wurde vorgerufen und sprach: „Ihre Huld und Achtung ist mein schönster Lohn“. Um ½ 9 h war das Stück zu Ende. Ich ging noch ins Burgtheater „Deutsche Kleinstädter“ und sah noch den halben letzten Akt. Beim Herausgehen traf ich Stessel, mit dem ich herumschlenderte und nebst anderem hörte, dass am Montag mein alter Freund Friedrich Rhode bei den Barmherzigen begraben wurde. Er war ein guter Mensch !
Band 04 (IV.), Seite 132r
01.10.1803
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