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Dreimal regnete es am Vormittag. Früh arbeitete ich zu Haus, dann fuhr ich ins Rote Haus. Traf da Kárner, mit ihm fuhr ich in die Stadt, holte den Konto vom Leitgeb und er untersuchte die Reisewägen. Später kam er zu mir und ich speiste mit ihm im Casino für distinguierte Personen. Nach Tische arbeitete ich zu Haus, sah in No. 810 nach, ging ins Kärntnertor-Theater, um vom Doschan (?) Gedichte des Schneiderssohns Hiermer auf die Saal zu erhalten. Es gelang mir richtig, ich brachte sie Kárner. Er fuhr um 6 h nach Eisenstadt, war nicht zu bewegen, den Spaß mitzumachen und hinterließ mir seinen Sitz im Parterre. Ich begab mich also ins Kärntnertor-Theater „Tage der Gefahr“, der Saal erster Auftritt, Saal als Wasserträger, die Gerlitz als Marcelline, Stegmayer als Leutnant. Es war voll. Beim Beginn der Symphonie machten sich die Jungen schon ihren Jux mit dem Auswerfen der Gedichte vom 4. Stock. Durch die Zuglöcher vom Plafond beobachtete es die Polizei. Das Publikum wurde durch den Verlust der schönen Ouvertüre durch die Kinderei äußerst unwillig und es entstand ein Tutti-Zischen. Beim Auftreten warf man Toten-(?) und andere Blumen der wohlfeilsten Art herab. Es wurde geklatscht, im Parterre noble war es sehr mäßig, und sie dankte sehr oft und lange, um das Klatschen zu erhalten. Nach dem 1. Akt warf die junge Compagnie wieder ein Gedicht aus, worin Braun ein Perikles genannt wird, und die Saal die Tugend. Beide Gedichte trugen den Stempel des Knittelhaften. Die Jungen waren unterrichtet, dass Braun der Saal erlaubt hatte vorzutreten; am Ende des Stückes klatschten sie nicht lang. Weigl und Treitschke befahlen, die Kurtine aufzuziehen, die Theatergesetze bekamen einen Streich auf’s Haupt und die Tugend und Schönheit erschien, hielt eine lange, ziemlich gut gesetzte Rede – man sagt von Treitschke – worin sie mit gerührtestem Herzen dankte, für die allgemeine Teilnahme, dass bald sie hätte diesen Vorhang aufrollen sehen. „Dank !“, rief sie aus, „nie werde ich diese Tage der Gefahr vergessen“, und dergleichen mehr. Von diesen Gedanken sprach man schon 3 Monate. Sie war ganz tragische Schauspielerin, der Zuhörer fühlte von allem nichts, was sie sagte, denn sie verstand selbst nichts; man sah nur affektiertes Wesen. Nach dem Theater nach Haus. Therese war allein und unterhielt sich mit der Verfertigung eines schwarzen Mantels.
Band 04 (IV.), Seite 128v
13.09.1803
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