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1803
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In Eisenstadt. Ankunft des Fürsten. In der Nacht kam Freund Kárner an. Diesen besuchte ich gleich früh, er wusste schon von Theresens Krankheit. Ich machte alle Anstalten zur heutigen, aber im ganz unmöglichen Fall zur morgigen Aufführung der Kantate. Kárner schickte Therese Tokajer, Kühnel schickte ihr Biskotten. Ich übergab Fuchs die Bücheln in Atlas. Sprach mit Haydn wegen früherem Anfang der Kantate. Therese besserte sich etwas und nährte meine Hoffnung auf Aufführung der Kantate. Der Empfang des Fürsten war feierlich. Beim Trauben-Wirtshaus empfingen ihn die städtischen Bürger mit Trompeten und Pauken. An der Straße paradierten die Juden, und hatten die Wände mit reich gestickten Teppichen, einem fürstlichen Wappen und einem Vers verziert. Auf dem Platz stand links die Bürgerschaft vom Berg im Gewehr, rechts paradierte die Grenadierkompagnie. Auf der Stiege empfingen ihn die Beamten, an deren Spitze Szentgály, und im kleinen Saal die Musik, an deren Spitze Haydn in Uniform war. Der Fürst kam um ½ 12 h an, war sehr gnädig und galant mit allen. Haydn und Fuchs sagten ihm von der heutigen Aufführung der Kantate, zugleich aber, dass Therese hier und krank sei, darum um Nachsicht bäte. Sie übergaben ihm Bücher in Atlas, und ich 2 an Kárner und Szentgály. Der Fürst sprach mit jedem und wusste jedem etwas zu sagen, den Kandler (?) fragte er um seine Jenaer Pillen, den Röckl um seine Patienten, den Kastner Fuchs um den Wein etc. Nach des Fürsten Ankunft ging ich nach Haus; da brachte mir eben die Frau Direktrice Michaelis einen gelb atlassenen Zettel und die Ankündigung, dass heute ein Gelegenheitsstück von Stotz (?) „Freudenfest einer Dorfgemeinde in Ungarn“ [gegeben werde ?].Therese befindet sich etwas besser und rüstet sich zum Singen. Ich holte Haydn im Schlosse ab und wir gingen zusammen zur großen Gesellschaft im Engel speisen. Heute lud ich noch Jean Haydn und Tomasini Vater ein. Nach Tisch kamen noch mehrere von der Musik, die ich mit Tokajer und anderem Wein bediente. Mit den Buben hatte ich viel Spaß, die befanden sich ganz eigen vortrefflich. Um 4 h fuhr ich nach Hause, schrieb an Joseph Weigl und Pfersmann wegen Theresens Krankheit und späterer Rückkunft. Dem Schmidt und Heyssan trug ich die Verteilung der Bücheln auf. Um 6 h ging ich ins Schloss, übergab dem Kerner die Bücheln von der Kantate für den Hofstaat. Die Rimanoczy (?) frisierte Therese, sie sah sehr elegant aus. Meine Mutter und Sepherl führten Therese ins Schloss. Gleich in der Antechambre traf sie mir der Fürstin und Leopoldine zusammen, die sich mit ihr lange unterhielten, in hohem Grade galant und freundschaftlich waren und viel und oft für diese Gefälligkeit, dieses Opfer dankten. Im Saal ging der Fürst zu Therese, war nicht minder charmant. Dazu kam Haydn; und sagte dem Fürsten in Gegenwart mehrerer viel gutes von Musik und Poesie, wiederholte, was er mir schon gestern in Gegenwart der Tischgesellschaft sagte, dass meine Poesie gut, viel abwechselnd und dem Kompositeur reichen Stoff zur Musik gibt, dass er auf meine Poesie recht gerne schreibe, und dergleichen. Die Sinfonie begann; alles in gespanntester Erwartung, mit den Büchln in der Hand. Therese sang das erste Duett mit Richter vortrefflich, dass man gar keine Schwäche bemerkte. Im zweiten Duett fehlte Richter und nur Theresens Stärke in der Musik verbesserte den Fehler. Am Schlusse war die türkische Musik von außerordentlicher Wirkung. Die Kantate gefiel allgemein und machte wirklich Furore. Therese hielt ritterlich aus und leistete in Anbetracht ihrer Schwäche ein Meisterstück. Nach selber kamen der Fürst, Fürstin und Leopoldine und sagten uns die schmeichelhaftesten Komplimente. Der Fürst bewunderte mein gutes Aussehen und dankte für diese Bemühung, diese besondere Aufmerksamkeit. Nachher sang Bevilacqua eine Arie von Crescentini und gefiel wenig. Des Fürsten Beifall waren ein paar Klatscher mit dem Buch der Kantate auf den Knieen. Therese fuhr, überladen mit Komplimenten nach Haus, ich zur Traube, da aber der Fürst nicht kam, soupierte ich im Engel-Wirtshaus, nahm von ihnen um ½ 12 h Urlaub und trollte mich nach Haus. Die 12 Wiener fuhren um 3 h früh nach Wien.
Band 04 (IV.), Seite 125v
27.08.1803
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