Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2209]

2209
1803
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Kalt und Regen. Vormittag beschäftigte ich mich bei Kárner, beantwortete des Fuchs lamentablen Brief über die so groben Fehler des Druckes unserer Kantate, ging dann ins Kärntnertor-Theater in die Generalprobe von der heutigen neuen Oper „Helene“, in 3 Akten von Bouilly, Musik von Mèhul; ein Pendant zu Armand, jene Oper, welche die Direktion an der Wien durch eine eigene Staffette aus Paris kommen ließ, um den Hoftheatern zuvorzukommen und dafür 100 Dukaten zahlte. Die Rosalie Gerlitz hat darin den kleinen Part der Anna, Tochter des reichen Pächters Moritz, in welcher Rolle Hunnius zum 1. Male auftritt, Stengel aber als Gouverneur. Die Oper wird aber samt dem Hunnius, Stengel (?), der nicht einmal seine Rolle kennt, ebenso sicher missfallen. Kombinierte mit Coelestin Mayer meine Kantate mit dem Druck und fand Fehler, die in keinem Fall bleiben können. Ging zu Kárner, zeigte sie ihm und beratschlagten, dem Fuchs noch einmal zu schreiben, dass der Fux 50 neue Exemplare drucken und den anderen ein Blatt als Verbesserungen beilegen soll. Kárner, Kühnel und ich gingen in die 1. Vorstellung der Oper „Helene“. An der Wien sind sie trotz der Staffette nicht fertig und können selbe erst nach einigen Tagen geben. Heute ist „Palmira“, morgen „Das Labyrinth“. Die Oper gefiel. Die Schmalz, verkleidet als Bauernbube Jakob, war nicht verständlich, sah schief aus und machte kein Glück. Rosalie gefiel ziemlich. Stengel wurde totaliter ausgelacht, Hunnius wurde mit vielem Beifall vorgerufen, dankte für die Nachsicht, versicherte, dass eben selbe ihm Mut gibt, den Beifall zu verdienen, nach welchem er mit allen Kräften streben wird. Therese war in der Loge. Ich führte sie nach Haus und gab Therese ein Bravo für Rosalien, welches ich ihr nachher selbst gab.
Band 04 (IV.), Seite 124v
22.08.1803
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