Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2201]

2201
1803
8
14
In Eisenstadt. Trübe. Früh schrieb ich bis 11 h. Stotz brachte mir etwas zum Korrigieren. Um 11 h begaben wir uns ins Schloss zum feierlichen Amt. Zum Offertorium sang die Ascher und Kirstein akkompagnierte auf der Klarinette die Motette von Cartellieri. Regen verkündende Wolken werden uns so ziemlich unsere Lustfahrt für Nachmittag nach Pöttsching und dem nahen Sauerbrunn vereiteln, fatal !; ich wünschte ihn so gerne zu sehen. Mittags speisten wir bei meiner Mutter. Das Wetter hielt sich und wir fuhren in 3 Wägen nach Pöttsching, Therese, Ascher, Kirstein und ich, Babette, Pölt, Frau mit 2 Kindern, meine Mutter, Assessor Hall und Frau. In Pöttsching wurde etwas gesessen, gejausnet, während der Zeit wurde umgespannt und in 4 Wägen nach Sauerbrunn gefahren. Ich gesellte mich zum Verwalter Hohenrain, der junge Gall fuhr mit seinem Bruder, die Verwalterin mit Therese. Als wir schon dem Sauerbrunn nahe waren, fing es zu regnen an und regnete eine Stunde, solange wir die schöne Gegend durchgingen. Der Brunnen, mit Quadersteinen umgeben, sieht elegant aus und hat im Geschmack Ähnlichkeit mit dem Selters- und Gießhübler Wasser. Gleich beim Brunnen ist der Bau eines Gasthauses schon unter Dach. Hohenrain hat in den schönen Partien des nahen Gebüsches Tisch und Bänke angelegt, die für die Neustädter, deren sich öfters zu mehreren Hunderten hier einfinden, die angenehmsten Erholungsplätze sind. Er hat in den eingelösten Fronnerischen (?) Weingärten breite Gänge, in den Gebüschen und dem nahegelegenen Wiesner Wald die angenehmsten Schleichwege durchhauen und so das Ganze zu einem äußerst schönen, romantischen Erlustigungsort umschaffen lassen. Schon die Fahrt von Pöttsching zum Brunn wechselt dreimal von Wiesen, Wald und Weingärten ab. Das Tal hinter dem Brunnen, eingeschlossen von dem wilden, riesenmäßigen Wiesner Gebirge, ist schauerlich schön. Die Aussicht von dem nahen Hügel, auf welchem sehr passend in einer Nische Tische und Bänke angebracht sind, ist unbegrenzt. Man sieht in einem Umkreis von vielen Stunden die Pulvermagazine auf dem Theresienfeld, Ebenfurt, Pottendorf, Hornstein, Müllendorf, Großhöflein, Sigless, Frauenhaid etc. Unter einem Dache unweit des Gasthauses und der Kegelbahnen bewirtete uns der Verwalter mit einer vortrefflichen Jause und während derselben überraschte uns auf dem Hügel im Gebüsche Harmoniemusik auf die angenehmste Art. Es lässt sich kein schönerer Eindruck denken, als in einer romantisch einsamen Gegend Harmonie zu hören. Selbst das Mittelmäßige gewinnt durch die Überraschung und den Ort ganz außerordentlich. Nach 8 h fuhren wir erst vom Brunn weg. Es tat uns weh, uns so bald von dieser schönen Gegend trennen zu müssen. In Pöttsching spannten wir um, nahmen von Hohenrain Abschied, dankten ihm für die gute Bewirtung, diese gute Unterhaltung, und kamen um ½ 10 h in Eisenstadt an. Nany war mit den Mädchen in der Traube im „Donauweibchen“ und erwartete uns vergebens. Ich legte mich gleich.
Band 04 (IV.), Seite 123r
14.08.1803
Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b