Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [220]

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1798
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Früh vor 6 h arbeitete ich bis ½ 9 h, dann ging ich zum Fürsten, zu Paur in Dienstangelegenheiten, zur Fürstin Witwe, wo ich eine sehr ungünstige Nachricht hörte; zum Silberarbeiter, wo ich die silbernen Zuckerstreubüchsen bekam; zu Therese, welche eben in die Probe gefahren. Bis ½ 11 h war ich zu Hause, wo ich bis 2 h arbeitete. Mittags aß ich bei der Nannerl, schwätzte mit Hoffmann über das Theater und hatte den drolligen Gedanken, dem Kotzebue bei der Aufführung der „Silbernen Hochzeit“ ein Gedicht zu machen. Bis 4 h blieb ich zu Hause, dann ging ich zu den Handwerkern, zu v. Kárner und abends zu Theresen, welche mit der Mutter im Theater war. Ich ging eine Zeitlang spazieren, nochmals zu ihnen und soupierte da. Mit dem traurigsten Prolog erzählte mir die Mama, dass sie einen anonymen Brief erhalten hat, worin ich als ausschweifender, elender Mensch, vor welchem man sie warnt, geschildert werde. Sie verbrannte den Brief, und ich konnte ihn nicht sehen. Ich blieb ruhig dabei, denn der ehrliche Mann kann sich mit dem Bewusstsein der guten Sache schützen. Warum wagt es der Bösewicht, der mit der Maske des Freundes die Ehre, den guten Ruf eines anderen brandmarkt, sich nicht zu nennen ? Ich hasse alle anonymen Beschuldigungen ! Heute früh 6 h starb Blumauer.
Band 01 (I.), Seite 26v
16.03.1798
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