Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2167]

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1803
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Kühl, windig. Therese fuhr früh zur Nussdorfer Linie, ging von da nach Döbling zur Rottruff. Ich begab mich zum Grafen, fuhr zur Woller in den Garten. Mittags speiste ich im neuen Saal zum Römischen Kaiser. Nach Tisch besuchte ich Kárner, welcher mit dem Schuft Paur speiste; da empfahl ich mich gleich. Nach Mittag arbeitete ich. Die Goldmann, später zum Rendezvous auch Korntheuer kamen. Um ½ 7 h ging ich ins Kärntnertor-Theater zur Generalprobe von dem Ballett „Die isthmischen Spiele“. Die Sepherl schickte ich nach Döbling, die Frau abzuholen. Die Probe dauerte bis auf ¾ auf 12 h. Die Unterhaltung für mich war gut, die Konfusionen, Fehler, unglaublich groß. Wenn das Ballett etwas ordentlicher aufgeführt wird, so muss es Furore machen, denn es hat wirklich viele schöne Sachen. Ich unterhielt mich mit Joseph Weigl, Weidmann, Cerutti. Weidmann erzählte mir, dass er seine theatralische Laufbahn vor mehreren 40 Jahren in dem abgebrannten Kärntnertor-Theater unter Prähauser (?) als stummer Advokat begann. Prähauser konsultierte über ein Mädchen mit 2 Statisten meinen Weidmann, als Statist, welcher sich in einer Farce als Jungfrau ausgab, und fragte in diesem verwickelten Fall: „Meine Herren Kollegen, was ist hier Ihre Meinung ?“ Weidmann sagte: „Um einen Siebener rede ich nichts !“ Mit wütendem Beifall wurde diese Antwort vom Publikum aufgenommen und Prähauser wirklich geschlagen. Er war darüber so erbost, dass er Weidmann vom Theater jagen ließ. Weidmann kam nach einiger Zeit nach Olmütz, seinem erstem Theater, zu einer Bande, welche ihm 1 fl. zahlte, und ein papierenes Theater hatte. Als er als Liebhaber auftrat, wurden ihm papierene, steife, damals Mode gewesene Flanquets – Rockschösseln, die wie ein Strickrock stunden – angemacht. Mit diesen ging er auf die Bühne und nahm gleich beim Heraustreten 2 papierene Kulissen mit. Er dachte nicht, dass er sich gedreht zwischen dem so schmalen Raum der Kulissen herauswinden musste und wurde wegen diesem Fatum vom Directeur grimmig ausgescholten. In Linz spielte und tanzte er 10 Jahre ! Die gestrigen Verse vom Findelkind rezitierte mir Weidmann folgendermassen, die ich niederschrieb: „Ihr Gönner ! Hat anheut auch unser Spiel ergötzt, so ist das Ziel erreicht, das wir uns vorgesetzt. Nur Euer Beifall lohnt des Künstlers Fleiß und Müh, und Eure Gnad und Huld ist unser Paraplü. Blickt ferner väterlich auf uns et faveatis ! So bin ich Euer Knecht auf ewig. Punctum, satis“. Bei einer anderen Gelegenheit sagte er als Affenpreis folgende von Lippert gemachte Reime, die mir aber zum Einschalten zu lang sind.
Band 04 (IV.), Seite 117r
11.07.1803
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