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1803
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Kalt, trüb. Früh zur Kasse des Theaters. Dem Mayer Joh Bapt. legte ich ein Billett auf seinen Tisch. Zu Liebisch und Brandl wegen Pistolen und Gewehren. Koch passierte mit Therese die Rolle durch und sagte ihr viel Schönes darüber. Mittags waren Eckhart und Töpfer unsere Gäste. Nach Tisch zu Liebisch. Salieri passierte nach Mittag mit Therese die Rolle durch. Ich fing an die Rolle des Königs im „Abgebrannten Haus“, Farce von Schikaneder, zu schreiben. Bei Liebisch kaufte ich für Therese 13 1/6 Ellen sehr schönen Sisaca, gelb und grau gestreift, und für Nina 9 Ellen rot gestreiften Sisaca, ersterer kostet 45 fl., letzterer 13 fl. 45x. Therese hatte große Freude; ich fand aber Verdruss: erstlich eine Note von der Regierung, dass ich pro 1799 24 fl. Kriegssteuer nachzahlen soll, zweitens verlor mir Wanzmann den Schlüssel von Liebisch's englischen Pistolets. Ich schrieb bis ½ 7 h, führte dann Korntheuer in die Garderobe, wo er Therese alt machte. Wanzmann hob mir einen Platz im 2. Parterre auf. Es war außerordentlich voll und eine drückende Hitze. Um 7 h begann die Symphonie, die schon gegen außen, wo alle Soli wegblieben, nicht zu kennen war. Rolando, Räuberhauptmann Saal, Alphonso Neumann, Seraphine, seine Gemahlin Schmalz, Gil Blas, Alphonsos Diener Rösner, Leonarda, alte Wirtschafterin der Räuber Therese, Rustan Zeltner, Carlo Korner, Scapel Thilo etc. Saal und Therese gefielen besonders. Ihrer beider Arien im 2. Akt wurden durch Klatschen unterbrochen. Alles war von ihrem schönen, charakteristischen Spiel und schönem Gesang überrascht. Im letzten Akt machte das Quartett von Schmalz, Saal, Neumann und Therese Furore. Das Spektakel machte sich auch gut und dürfte jenem außen die Wagschale halten. Korntheuer, Haim und ich saßen zusammen, vor uns Stessel mit Frau. Das Publikum war gerecht und fühlte alle Schönheiten, jede brave Exekution. Die Chöre leisteten alles, was die kühnsten Erwartungen von ihnen zu hoffen berechtigt waren. Die Aufführung im Ganzen erhielt den entschiedensten Vorzug. Nach der Oper plauderte ich noch mit Joseph Weigl, Mayer und Katter. Alle freuten sich des guten Erfolges ihrer nicht geringen Bemühung. Alle dankten einstimmig Therese für ihren Kunstleiß und baten mich, ihr noch darüber viel Schönes zu sagen. Beim Kramer soupierte ich; da wurde nochmals über die verdient gute Aufführung gesprochen. Unter anderem erzählte man auch, dass durch den anhaltenden steten Regen die Donau ausgetreten ist, einen Teil des Praters, die Brigittenau, Reiterkaserne, Leopoldstadt und Roßau überschwemmte und bei Melk und Mannswörth die Orte, Wiesen und Felder im Wasser stehen, dass im Juli das Pfund Fleisch 9 x kosten wird und wirklich eine neue Steuer ausgearbeitet ist. Um ½ 11 h kam ich nach Haus und sagte Therese alle die Lobsprüche, welche sie über diese so richtig gespielte Rolle erhielt.
Band 04 (IV.), Seite 114r
24.06.1803
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