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1803
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Aufführung der „Aussteuer" von Iffland , in Liesing im Theater der Gräfin Breuner. Ein warmer Tag. Früh ließ ich mir die Haare vom Puder reinigen, dann waschen, um sie ganz dunkel zu machen. Den Brandl besuchte ich, Korntheuer holte ich um 9 h zur Generalprobe beim Pichler ab, Koch war dabei. Die Probe fiel zu aller Zufriedenheit aus, nur Holzinger bewies so wenig Achtung für die Gesellschaft und ging anstatt zur Probe im Prater spazieren. Dies verdross mich und alle in hohem Grade. Die Probe dauerte bis 1 h, Koch nützte uns sehr viel. Therese und ich speisten allein. Nach 3 h kam die Goldmann, später Korntheuer und Töpfer, welche mit ersterem sich einteilte. Therese, Goldmann und ich fuhren um ½ 4 h im Pirutsch. Draußen schlich ich herum, dachte meiner Rolle nach. Um ½ 7 h begann das Schauspiel.Rat Wallmann: Herr Pichler;Die Rätin: Mlle. Töpfer;Advokat Anton Wallmann, Sohn der beiden: Herr Holzinger;Sophie Wallmann, Tochter der beiden: Mlle. Schmirer;Kommissär Wallmann, des Rats Bruder: Herr Scheiber;Sekretär Benfeld: Herr Zrust;Jungfrau Jacobe Schmalheim, Erzieherin: Mlle. Lechner;Amtmann Riemen: Herr Kölbinger;Morfeld, ein Reisender: Rosenbaum Joseph;Präsident Darmer: Herr Korntheuer;Dessen Gärtner: Herr Krickel d. Ä.;Bedienter: Herr Krickel d. J.Es wurde mit vielem Beifall aufgenommen, auch ich hatte das Glück, nicht zu missfallen. Besondere Wirkung machte die Szene zwischen dem Präsidenten und Morfeld. Krickel blieb stecken und erregte Zorn und Lachen. Die Töpfer machte ihren ersten theatralischen Versuch und er glückte sehr. Als ich nach Ende des Stücks mit meinem Binkel aus der Garderobe durchs Parterre ging, fing die Gräfin und Gesellschaft in der Loge zu klatschen an. Dies setzte mich so sehr in Verlegenheit, dass ich den Binkel weglegen und mich bedanken musste. Die Bernard (?), Lechner Nanett, Goldmann, Therese, Korntheuer und ich fuhren in die Stadt, den Töpfer teilte ich bei der Schmirer ein. Der Fiaker wollte ihn nicht einsteigen lassen, wurde grob; ich gab ihm ein paar Hiebe mit einem Stock, den ich einem entriss, und Korntheuer folgte mit ein paar nach. Therese und die Bernard (?) erzählten, dass Moreau seinen Witz über uns spielen ließ und während der ersten Szene sich Bonmots zu sagen erlaubte. Ich selbst hörte ihn während meiner Szene mit der Rätin lachen. Beim Kramer (?) soupierten wir. Moreau kam hin und wurde gleich wegen seines unanständigen Betragens hergenommen, leugnete zwar und suchte sich zu beschönigen; aber wer ihn kennt, zweifelt an allem dem nicht. Der Mensch macht sich mit jedem Tag mehr Feinde und hindert sein Fortkommen.
Band 04 (IV.), Seite 112v
12.06.1803
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