Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [2135]

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1803
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Fronleichnamstag, ein schöner, heiterer, warmer Tag. Scheiger, Korntheuer, die Bernard (?), Holzinger und Frau versammelten sich bei uns und wir gingen bis außer dem Schottentor, weil keine Wägen in die Stadt durften. Hier erwarteten uns 2 Kalesch vom Cobenzlberg. Korntheuer, Holzinger und ich fuhren zusammen. Als wir ankamen, kam auch eben Cziskowsky von Grinzing aus der Kirche; er bediente uns mit gutem Obers. Bei Cziskowsky bewunderten alle den niedliche Kaffee-Service mit seinem Namen in Gold, den wir ihm zum Präsent machten. Dann begann die Reise nach dem Leopolds- und Kahlenberg. In ersterem hielten wir uns lange auf, sahen des Prince de Ligne fast ruinierte Zimmer an, tranken Obers. Therese blieb im Garten in der Almen(?)-Hütte und erwartete uns da. Alles was ich sah, sah und bewunderte ich schon im Jahr 1798 am 17. Mai und 1801 am 30. Mai (Fahrt auf den Cobenzel-Berg). Ich freute mich innig, dass Therese sich heute wohl befand, und waren alle in der frohesten, herzlichsten Laune. Um 1 h kamen wir zurück, speisten vor dem Maierhof neben der Kegelstatt und hatten die Aussicht auf das Krapfenwaldl und das Marchfeld. Unter Tisch hatten viele Kindereien sich unser bemächtigt, besonders gab es grimmiges Lachen wegen dem Scheiger seiner Beindose, die wir ihm als Gaglbaum (?) anwendeten, dann wegen „Tancreds Pracht bei der Nacht“, dessen 1. Akt, in welchem am Anfang alle Ritter beisammen sitzen, ihm so wohl gefiel. Nach Tische wurden Kegel geschoben, im Garten herumgeschlichen, mit der Holzinger ihren Schuhen gespielt. Zu unserer Gartenpromenade gesellte sich die Wirtschafterin Nany, dann eine Gesellschaft aus Grinzing. Abends legten wir uns auf die Wiese vor dem Wirtschaftshof und sahen zu unseren Füßen Wien, alle umliegenden Orte, Schönbrunn, Hietzing, Meidling etc. Um 8 h fuhren wir in die Stadt. Ich legte mich gleich ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 111r
09.06.1803
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