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Aprilwetter, kalt, auch Schauer, abwechselnd Regen. Früh zum Rahl mit Nadastini. Dem Koch erzählte ich, dass Mayer die Zimmer-Dekoration zu malen richtig hintertrieb, von welcher wir am 12. sprachen, dann dass ich Korntheuer bat, zu Liesing in der „Aussteuer“ den Morfeld zu spielen, welchen ich am 20. September 1797 in Eisenstadt spielte. Vormittag arbeitete ich zu Haus. Die Lienhart (?) sah Theresens Stickerei einen Augenblick nach. Therese besuchte Putz. Mittags waren wir allein. Vor Tische erhielt ich ein paar Wische vom Ausschuss wegen Absolutorium und monatlichen spezifischem Ausweis, die mich so ärgerten, dass ich nichts essen konnte. Nach Tische kam die Muhme Uhrmacherin, später Korntheuer und Zrust. Wir fuhren nach Penzing, Therese und die Uhrmacherin nach Hütteldorf zur Muhme Lenerl. Die liegt am Fäulungsfieber sehr schwach. Ihr wurden gestern von der Stieftochter Hannerl die Perlen, Uhr, Kleidung und dergleichen gestohlen, dann lief sie davon und ließ ihre schwer kranke Mutter allein ohne Wartung liegen. Welch elende Kreatur ! Therese machte da ein Verzeichnis der gestohlenen Sachen und übergab es zur Kundmachung der Polizei. Korntheuer, Zrust und ich gingen ins Theater, sahen alles an, plauderten mit der Frau und den 2 Mädchen des Regisseurs Deutsch. Gingen nach Hietzing ins Kaffeehaus, trafen da den Stempelmeister Hufnagel (?) und seine Frau, den wir besuchten, jausneten im Gemeindehaus-Saal zu Penzing, erwarteten Therese mit der Uhrmacherin. Um 7 h begaben wir uns in den Tempel Thaliens. Um 8 h begann die Einweihung mit einem Prolog von Collin, gesagt (aber schlecht) von Johanna Deutsch als Priesterin Thaliens. Nachher das französische Lustspiel in 3 Akten „Keine Post mehr“, übersetzt vom Grafen Moritz Dietrichstein, langweilig und mit derben Unwahrscheinlichkeiten ausgerüstet. Diesem folgte ein Epilog in Knittelversen, auch vom Collin, gesagt von Therese Stein (?), Schülerin Goldmanns, als Jocus, sehr leidend und weinerlich. Zum Schluss, unter Pauken und Trompeten, führte Jocus den Liebhaber – Herrn Mercy (?) – ohne alle Veranlassung hervor und zum endlichen Schluss rauschte die Kurtine nochmals hinauf und das ganze spielende Personale zeigte sich dem Publikum in einer Gruppe. Wir unterhielten und erbauten uns nicht sehr. Roose, Frau, Kommissar Schmidt, Rembold (?), Frankstein, Schildbach (?) trafen wir im Theater. Um ½ 12 h kamen wir nach Haus. Da hörten wir mit großer Freude, dass unsere liebe Mutter ankam. Ich schlief wenig.
Band 04 (IV.), Seite 107r
14.05.1803
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